Samstag, 11. September 2010

Abschlussbericht

Das weltwärts- Jahr 2009/2010 von Anne-Sophie Waag



Das weltwärts- Jahr


Wenn ich heute an meine ersten Eindrücke Südafrikas denke, an das Vorbereitungsseminar, den Tag meiner Ankunft, das Ankunftsseminar, meine erste Nacht im Hause meiner neuen Familie, meinen ersten Arbeitstag im Projekt und natürlich noch vieles mehr, dann wird mir bewusst, wie schnell so ein Jahr vorübergeht, aber auch, wie viel sich in nur einem Jahr ändern kann.

Die Möglichkeit, am weltwärts- Projekt teilnehmen haben zu können, erscheint mir immer wieder als unheimliches Glück, als eine einmalige Chance, die ich jederzeit wieder ergreifen würde.

Das bedeutet nicht, dass so ein Jahr in weiter Ferne von Zuhause und in einer komplett fremden und neuen Umgebung immer einfach ist. Immer wieder gab es Momente, in denen ich mich ernsthaft fragte, warum ich mir das Ganze überhaupt „antue“. Ich begebe mich von meinem vertrauten, mehr oder weniger geschützten Umfeld in eine Welt, die ich nicht kenne. Ich sehe mich konfrontiert mit anderen Regeln, anderen Lebensweisen und anderem Gedankengut. Gerade zu Beginn schienen mir gewisse Abläufe in meinem Arbeitsumkreis oder im Alltag schwer nachvollziehbar. Gerade hier waren die Vorbereitung in Deutschland und das Seminar nach unserer Ankunft in Südafrika dann essenziell. Sie gaben mir den Anstoß und das nötige Wissen, Situationen aus einer Perspektive außerhalb von Wertungen zu betrachten und die Kulturbrille bestmöglich abzulegen. Aktiv versuchte ich, Stereotypen und vorgefertigte Bilder beiseite zu schieben und stattdessen Erlebnisse und Informationen frisch und ohne Vorurteile aufzunehmen und zu erfahren. Ich glaube auf diesem Wege hatte ich die Möglichkeit, sehr tief in die hiesige Kultur einzutauchen, Menschen nah kennenzulernen und ein Teil der Gemeinschaft zu werden.

Erste Begegnungen

Von meiner Gastmutter Yvonne Ntsimane und dem damaligen Jugendzentrumskoordinator (YCC) Oupa Molebatsi am Ankunftsabend sehr freundlich und warm empfangen, ging es schon am nächsten Tag gleich mit der Arbeit los und seitdem hatte ich eigentlich auch kaum wirklich frei. Ein loveLife (lL) Mitglied sein heißt nämlich auch, dass man neben der normalen Woche besonders am Wochenende, an Feiertagen und während Schulferien arbeiten muss. Denn gerade an solchen Tagen ist es am besten und effektivsten, Kinder, Jugendliche und überhaupt Menschen zusammenzubringen.

Meine erste Begegnung mit den anderen groundBREAKERn und Mpintshis war herzlich, die meisten waren sehr interessiert, fragten viel und freuten sich, dass ich da war. Eine meiner Kolleginnen aber war eher irritiert, unsicher und wusste nicht, wie sie mit mir umgehen sollte und was sie von der Ganzen Sache halten sollte. Es brauchte Zeit, Geduld und viele gemeinsam verbrachte Stunden, bis sie mich akzeptieren und wirklich aufnehmen konnte. Mit dem für mich zuständigen groundBREAKER – denn ich fing wie bei lL üblich als Mpintshi an – verstand ich mich auf Anhieb wunderbar und uns verbindet bis heute eine tiefe Freundschaft.

Herausforderungen I

Die zu Anfang vom Programmmanager (RCC) versprochene Einführung in lL verlief sich im Gewirr der Tage und so eignete ich mir das meiste Wissen selbst an. Mit den vorhandenen Büchern, durch das Implementieren an den Schulen, in Trainingcamps, durch Zuhören und Fragen lernte ich Stück für Stück lL, dessen Ziele und Ideale kennen. Während ich erst noch auf eine Initiative und Unterstützung von Seiten des lL Managements wartete, wurde mir mit der Zeit bewusst, dass es so nicht funktionierte und mich außerdem nirgendwo hinführend würde.

Ein fehlender Anstoß von außen kann Einen entweder in Stagnation versetzen oder aber ein Ansporn zur Eigeninitiative sein. Aus Schulzeiten war ich so wie auch viele meiner Arbeitskollegen gewohnt, bestimmte Aufgaben erledigen zu müssen. Es gab immer Druck von Lehrern oder vielleicht auch den Eltern, doch das fiel bei lL nun weitgehend weg. Der Druck, mit dem wir nun lernen mussten umzugehen, entstand eher auf kurzfristiger Basis, wenn zwei Stunden vor dem anstehenden Festival noch das Catering organisiert werden musste und Ähnliches. Berichte gibt es bei lL zwar zu schreiben, doch da es keine Konsequenzen hatte, wenn dies nicht geschah, geschah es eben häufig nicht.

Von Natur aus bin ich eigentlich kein Mensch, dem man ständig von hinten über die Schulter schauen muss, damit etwas passiert, aber trotzdem war es immer wieder eine Herausforderung, mich völlig auf meine eigene Antriebskraft zu verlassen. Rückblickend gesehen bin ich nun aber froh, dass es so kam, denn der erzielte Lerneffekt ist um einiges höher, wenn man sich die Dinge selbst erarbeiten muss. Wenn man sich jeden Morgen wieder zurückholen muss, warum man diese gewisse Arbeit tut und was man damit erreichen möchte.

Gleichzeitig ist das aber auch der Grund, warum doch viele an der Aufgabe scheitern und nach einigen Wochen oder Monaten die Organisation wieder verlassen. Vieles läuft oft nicht so, wie man es sich wünscht. Es braucht wirklich viel Eigenmotivation und Liebe für die Sache und die Kinder, um wirklich am Ball zu bleiben. Bei einer sieben- Tage- Arbeitswoche ist es auch oft nicht so einfach, den Motivationsgrad immer hoch zu halten. Übermüdung macht Einen leicht reizbar und ungeduldig, was in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr unvorteilhaft ist. Gegenseitige Unterstützung, eine positive Einstellung und der Spaßfaktor müssen also als Ausgleich vorhanden sein oder geschaffen werden.

Was bei uns noch fehlt, abgesehen von einem freien Tag in der Woche, ist die Gewährleistung von Transport und Nahrung. Mpintshis bei lL arbeiten eigentlich auf ehrenamtlicher Basis, erhalten also ungleich der groundBREAKER kein Stipendium über R880. In diesem Falle müsste das Centre aber meinem Erachten nach zumindest eine Mittagsspeise bereitstellen und eventuell benötigtes Kleingeld für die Anreise zurückerstatten. Denn am Ende zahlen unsere Freiwilligen sogar noch dafür, dass sie im Centre arbeiten.

Vom Office ins Y-Centre

Bis zur Eröffnung des Jugendzentrums hatte unsere lL Truppe einen Raum im nahegelegenen Kindergarten angemietet. Dieser diente als Treffpunkt und Anlaufstätte. Morgens versammelten wir Mpintshis und groundBREAKER uns dort, um gemeinsam zu den verschiedenen Schulen zu gehen und am Nachmittag kamen wir dort wieder zusammen, um unsere Programme nach- und vorzubereiten und einfach Zeit miteinander zu verbringen.

Die Fertigstellung des Zentrums war eigentlich auf Mitte September angesetzt, doch es zögerte sich dann doch noch auf zwei Monate hinaus und so fand der „Launch of the Bafokeng Y-Centre“ erst am 25. November statt. Das Budget für das Eröffnungsfestival wurde leider sehr kurzfristig um ein Vielfaches gekürzt, was die Feierlichkeiten auf den formellen Akt, einen Rundgang durchs Zentrum, die Vorstellung der lL Programme an den jeweiligen Stationen und ein Mittagessen reduzierte.

Überhaupt war die Periode vor der Centereröffnung geprägt von Missverständnissen und schwacher Kommunikation zwischen loveLife und der Royal Bafokeng Administration und eine Zeit lang sah es fast so aus, als würde das auf fünf Jahre angelegte Projekt scheitern. Nach etlichen Meetings wurde dann aber doch ein Konsens gefunden und das Vorhaben „loveLife in der Royal Bafokeng Nation“ durfte weiterlaufen.

loveLife Trainings / Camps


Über Dezember schlossen dann die Schulen für die Sommerferien und wir nutzten diese Zeit, um ein Radiostudiotraining zu absolvieren. Da ich nach dem Bewerbungsinterview Anfang des Monats als Radio- groundBREAKER für das kommende Jahr ausgewählt worden war, nahm ich an dem einwöchigen Training teil und bekam viel technisches und theoretisches Know-how rund um den Hörfunk. Den Abschluss bildete dann eine von uns in dieser Woche minuziös vorbereitete Radiosendung.

Das erwähnte Training war aber bei Weitem nicht mein erstes lL Training. Schon Ende August war ich auf das Mpintshi Camp auf der Nyati Lodge bei Brits gefahren. Ein Teambuilding- und Selbsterfahrungscamp, das ich sehr genoss. Einerseits, da Aufbereitung und Programmgestaltung genial waren, andererseits, da ich viele Kontakte knüpfen und neue Freunde finden konnte.

Im Oktober war ich dann Teil des Cluster- Trainings von North- West. Dies ist ein dreitägiges Sportcamp, das die besten Sportler auswählt, die bei den AllStarGames am Ende des Jahres die eigene Provinz vertreten sollen.

Einen Monat später wurde ich mit auf das groundBREAKER Abschlussseminar genommen, da der Regionalmanager wollte, dass ich in meinem Jahr alle Trainings miterlebt habe. So kam ich für eine Woche mit auf die Game Lodge in Pilanesberg, eine wunderbare Erfahrung. Das Seminar war sehr intensiv, da es sich mit unseren Zukunftsplänen und Wünschen auseinandersetzte. Daneben war auch der Naturaspekt ganz wichtig. Wir verbrachten nach einer Tageswanderung eine Nacht im Bush und schliefen mit abwechselnden „Wachposten“ ums Lagerfeuer herum. Immer wieder sollte uns bewusst werden, wie perfekt die Natur alles arrangiert hat und das es wichtig ist, auf sie zu achten und sich von ihr inspirieren zu lassen.

Über meinen Geburtstag am 11. Dezember musste ich mit meiner Gastmutter und unserem RCC zu den AllStarGames nach Van-der-Beij-Park fahren. Drei Tage verbrachten wir zwischen dem Sportcampus mit 2000 Teilnehmern und unserer Unterkunft, einem alten, inzwischen leerstehenden Studentenwohnheim ohne Betten, dafür aber vielen Kakerlaken. Auf vier Matratzen schliefen wir zu zehnt und auch sonst waren die Spiele, die Organisation dahinter und das Programm ein reinstes Desaster.

Wendepunkt I Weihnachtsferien

Für die Weihnachtsferien hatten die anderen weltwärts- Freiwilligen und ich uns für Cape Town verabredet, wo wir gemeinsam Heiligabend und Neujahr feiern wollten. Ich hatte gerade mein Busticket gekauft, als an demselbigen Tag mein südafrikanischer Onkel verstarb. Er, ein verrückter und liebenswerter Mensch, hatte mit bei uns im Haus gewohnt und sein plötzlicher Tod versetzte uns alle in Schock und Trauer. Da mir die Familie in der Zeit sehr ans Herz gewachsen war, entschied ich mich meine Reise nicht anzutreten und stattdessen in Luka zu bleiben.

Die Beerdigung des besagten Onkels fiel genau auf den 24. Dezember. Am Tag zuvor kamen schon viele der Familienmitglieder und Freunde zur Hilfe. Es wurde gebacken und gekocht, das Zelt errichtet und Stühle aufgestellt. Manche blieben die Nacht über auf, tranken Tee, aßen Kekse, sprachen, beteten und bereiteten die Speisen für den nächsten Tag vor. Früh am Morgen versammelten wir uns im Zelt zur Andacht und dann zog die Trauergemeinde zum Friedhof. Nach unserer Rückkehr wurde gegessen und die Gäste blieben da, um zusammenzusitzen und zu trinken. Noch Tage nach der Beerdigung hatten wir Besucher da, die wir bekochen und bedienen mussten. Es blieb für uns Angehörige eigentlich kaum Zeit zum Trauern. Nur in den kurzen Momenten des Aufatmens konnte ich spüren, wie traurig und schwach ich mich fühlte und dass ich die Nähe meiner richtigen Familie vermisste. An Heiligabend hatte ich den stärksten der zu Anfang geschilderten Momente, an denen ich mich sehnlich nach Hause wünschte.

Doch auch solche Tage gehen vorüber, ich habe gelernt mit einem solchen Schmerz umzugehen, ihn zu verarbeiten. Wichtig war für mich immer das Schreiben. Ein Tagebuch zu haben, dem ich alles anvertrauen kann und dann meine Familie, die ich zwar aufgrund der miserablen Verbindung selten anrufen, aber der ich in langen Mails meine Gefühle und Erlebnisse mitteilen konnte.

Rückblickend bin ich aber dennoch davon überzeugt, dass meine Entscheidung nicht in den Urlaub nach Cape Town zu fahren, die richtige war. Für die Beziehung mit meiner südafrikanischen Familie war die Zeit sehr wichtig und durch meine Anwesenheit zeigte ich ihnen, wie nah sie mir sind.

Jahresanfang

Und dann kam das neue Jahr 2010, ein von Südafrikanern so lange herbeigesehntes und mit Erwartungen erfülltes Jahr. Das Y-Centre kam langsam aber sicher in Gang. Wir groundBREAKER hatten unsere ersten Seminare, um auf die Programme trainiert zu werden, die wir mit unseren Mpintshis durchzuführen hätten und eine Arbeitswelle von Papierkram und Formalitäten brach über mich und meine Mit- groundBREAKER herein.

DED Zwischenseminar I


Anfang Februar fand das erstes Interim- Zwischenseminar mit dem DED statt, wofür ich das lL CORE I Training verfrüht verlassen musste. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich mich auf dem Seminar gerade zu Beginn außen vor gefühlt habe. Ich war in der Hälfte meines ww- Jahres angekommen und sicherlich auch an einem Punkt der höchsten Assimilation und Integration. Die südafrikanische Kultur war ein Teil von mir geworden und ich war unwillig, mit der Realität konfrontiert zu werden. Eine Realität, in der ich eben doch nur eine Freiwillige aus Deutschland bin, die für ein Jahr in das südafrikanische Leben eintauchen darf. Eine Deutsche mit vielen Privilegien und Möglichkeiten. Von den vielen südafrikanischen Jugendlichen, die ich kenne, hatten nur zwei davon selber die Chance, etwas Ähnliches wie ich zu erleben, während von meinen deutschen Freunden bestimmt die Hälfte mit Organisationen ins Ausland gegangen ist und die andere Hälfte in den meisten Fällen nicht am mangelnden Angebot scheiterte, sondern an sich selbst. Die Furcht einen Schritt ins Ungewisse zu wagen, übersiegte da letztendlich Neugierde und Reisedrang.

Als ich meinen ersten Widerwillen überwunden hatte, merkte ich, dass mir die anderen deutschen Freiwilligen doch sehr vertraut waren, dass wir Vieles miteinander teilten und uns gegenseitig in irgendeiner Art brauchten und unterstützen konnten. Der Austausch mit ihnen tat gut und relativierte so manches. Probleme und Ängste rücken in ein anderes Licht, wenn einem bewusst wird, dass man sich damit nicht alleine rumschlägt. Gerade mit Aleksander, der auch im lL Projekt, allerdings in Mpumalanga eingesetzt worden war, hatte ich intensive Gespräche und es ist erstaunlich, wie viele Parallelen sich in unseren Geschichten ziehen lassen.

Nach meiner Heimkehr vom Seminar war ich anfänglich etwas verwirrt, wurde jedoch von der Arbeit so involviert, dass mir nicht viel Zeit zum Grübeln blieb und ich schnell wieder in meine lL- groundBREAKER- Welt eintauchte.

Herausforderungen II

Im Y-Centre hatte sich die Mitarbeiterzahl aus den Zeiten in denen wir noch unser kleines Office im Kindergarten hatten, gut verdreifacht. Wo wir im Office normalerweise zu siebt arbeiteten, hatten wir im Jugendzentrum jetzt über 20 Freiwillige. Natürlich trägt die Mitarbeiterzahl und schneller Neuzuwachs zu erheblichen Veränderung in der Arbeitsatmosphäre, der Gruppenstruktur- und Dynamik bei. Das Ganze verschärfte sich zusätzlich dadurch, dass einige der neuen Mpintshis das Centre mit einer „Besserungsanstalt“ oder einem Rehabilitationscenter verwechselten. Sie waren nicht in der Lage ihr eigenes Leben unter Kontrolle zu haben, geschweige denn, den Kindern und Jugendlichen ein Vorbild zu sein und ihnen hilfreich zur Hand zu gehen. lL ist sicherlich immer auch für die Mitarbeiter eine Möglichkeit, das eigene Leben zu überdenken, sich mit sich selbst, seiner Zukunft und der Verantwortung für diese auseinanderzusetzen. Das Problem mit den besagten Mpintshis war allerdings, dass sie mit ihrem derzeitigen Leben nicht wirklich zufrieden waren, aber auch ungern Einbußen machen und keine ihrer Gewohnheiten wirklich aufgeben wollten. Hinzu kam, dass sie einen schlechten Einfluss auf einige unserer Mitarbeiter hatten, negative Stimmung verbreiteten und die Marke „loveLife“ missbrauchten.

Meine Mit- groundBREAKER, das Management und ich arbeiteten lange daran das Team zum Funktionieren zu bringen, doch die Mühe war vergebens. Nach wochenlangen Gesprächen, Versuchen und zweiten Chancen trat bei mir und meinen Kollegen die Resignation ein. Immer wenn es schien wir hätten es geschafft, kam der Rückfall. Uns erging es wie Sisyphos, mit dem einzigen Unterscheid, dass wir den Stein irgendwann am Fuße des Berges liegen ließen.

Wendepunkt II Osterferien

Es waren die Monate Februar und März, in denen die Frustration bei allen stark zu spüren war, doch auch auf vermehrtes Bitten hin, konnten unsere Centermanager sich nicht dazu durchringen, einen Schlussstrich zu ziehen. Am Ende löste sich das Problem erst, als die „Störenfriede“ nach den Osterferien von selber wegblieben. Seitdem müssen wir zwar immer wieder mit Motivationslosigkeit oder Faulheit unter den Freiwilligen umgehen, doch das ist allemal besser als der Terror, unter dem wir davor zu leiden hatten.

Die Osterferien stellen somit einen Wendepunkt für das Arbeitsleben im Centre dar. Doch auch für mich persönlich waren die zwei Wochen ganz besonders, da ich meine Familie nach acht Monaten Trennung endlich wiedersah.

Urlaub I

Wir traten gemeinsam eine wunderbare Südafrikareise an. ich hatte viel Zeit mit meinen Eltern und meiner Schwester verbringen konnte, zum Anderen, da ich bis dahin von Südafrika noch kaum mehr als Luka und Umgebung gesehen hatte. Die lL Trainings und Camps hatten mich etwas mit der North- West- Provinz bekannt gemacht, Potchefstroom und Brits lernte ich bei Besuchen von Bekannten kennen und Pretoria war mir vom Ankunftsseminar und Wochenenden bei anderen Weltwärtslern vertraut, doch mehr auch nicht.

Die Zeit mit meiner Familie war intensiv und nach dem Interim-Zwischenseminar wieder der erste richtige Kontakt mir meiner Heimat. Dieses Mal allerdings konnte ich mich schon besser darauf einlassen und es war auch eine Vorbereitung dafür, dass das Jahr langsam dem Ende zuging. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir vor meiner Ausreise nach Südafrika diskutierten, wann sie mich besuchen kommen sollten. Eher in der Mitte des Jahres über Weihnachten oder doch lieber früher oder später? Wir entschieden uns dann für einen späteren Termin, wegen meiner Bedenken, zwei schmerzreiche Abschiede überstehen zu müssen, wenn der Besuch auf die Mitte des Jahres fiele. Wenn sie erst gegen Ende meines Aufenthaltes zu besuch kämen, dann wüssten wir bei ihrer Abreise ja, dass es nicht mehr so lang bis zum Widersehen sei. Im Nachhinein hätte ich meine Familie aber doch gerne über Weihnachten hier gehabt, doch so etwas ist in der Theorie immer schwer einzuschätzen. Zumindest hat mir die weihnachtliche Erfahrung bewusst gemacht, dass ich diese Zeit nie wieder so einsam wie dieses Jahr verbringen, sondern meine Familie um mich haben möchte.

Natürlich beschränkte sich unser 14-tägiger Trip nicht nur auf die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern beinhaltete auch einen Besuch in Luka und Rustenburg. Vor dem Treffen meiner deutschen und südafrikanischen Familie war ich etwas nervös, doch es wurde sehr herzlich. Es wurde gleichzeitig aber auch deutlich, wie unterschiedlich man in den beiden Kulturen mit Gästen und Gast sein umgeht. Auf beiden Seiten war trotz der Freude am gegenseitigen Kennenlernen auch eine leise Unsicherheit zu spüren, doch glücklicherweise hatte ich meine Familie auf gewisse Gegebenheiten vorbereiten können.

Die Begegnung mit meiner wirklichen Familie hatte für alle Beteiligten einen klärenden Effekt. Am besten drückt diesen der erstaunte Kommentar eines kleinen Jungen aus, während meine Familie im Centre zu Besuch war. Er sagte förmlich: „Du hast ja wirklich eine Familie in Deutschland!“. So sehr mich die hier verbrachte Zeit Südafrika und den Menschen nahe gebracht hat, ich komme aus Deutschland und werde vorerst wieder dorthin zurückkehren.

Herausforderungen III

Mitte April waren die Ferien vorüber und der Alltag im Centre ging weiter: Arbeitsbeginn morgens um 8 Uhr, die Mpintshis in die Schulen zum lL- Unterricht begleiten, meine nachmittägliche Radioshow kreieren, Events fürs Wochenende vorbereiten, Festivals organisieren, Bürokratie erledigen, das Team bei Laune halten und gegen 18 Uhr abends nach Hause gehen. So in etwa sah, beziehungsweise sieht mein normaler Tag im Jugendzentrum aus. An manchen Tagen haben wir gute 160 Teilnehmer da, an anderen Tagen kommen nur 20 Kinder, um sich im Spielraum zu vergnügen und im Internet zu surfen. Die Nachmittagsprogramme laufen unterschiedlich gut und konstant. Eine Zeit lang trainierte ein Basketballteam täglich auf unserem Gelände, immer wieder gab es Versuche ein Volleyballteam zu starten, wir hatten schon Chöre und traditionelle Tanzgruppen, doch aus den verschiedensten Gründen hat bisher kein Team und keine Aktivität lange angehalten. Es liegt an uns Freiwilligen und unserer Organisiertheit oder Unorganisiertheit, aber auch an den Teilnehmern. Das Centre bietet eigentlich alles, was man sich wünschen kann, doch trotzdem haben wir immer wieder schwere Zeiten mit nur kurz angebundenen Kindern und Jugendlichen.

Es ist eine bestimmte Mentalität, die bei der kleinsten Schwierigkeit lieber das Handtuch wirft, als sich weiter abzumühen. Wenn nach dem anfänglichen Spaß beim Volleyballspielen das Training und die Technik gelernt werden muss oder wenn nach der ersten Faszination fürs Radio die Arbeit ab vom Mikrophon hinzukommt, dann geben viele leider auf, anstatt die Herausforderung anzunehmen. Das erlebe ich hier tagtäglich mit den Kindern und Jugendlichen, die ins Centre kommen, aber auch mit Freiwilligen, die im Centre arbeiten. Von uns Mitarbeitern gab es immer wieder gute Anstöße, doch bislang sind wir noch auf der Suche nach dem richtigen Weg. Wie können wir Kurse und Aktivitäten so gestalten, dass sie unsere Besucher anlockt aber gleichzeitig auch Inhalt vermittelt und lehrt? Unser Jugendzentrum steckt zudem noch in seinen Kinderschuhen und einiges muss wahrscheinlich erst ausprobiert werden bis wir in der Lage sind, ein anständiges und effektives Konzept darzulegen. Es wäre bestimmt nicht schlecht gewesen, wenn wir im Management gerade zu Beginn jemanden mit mehr Erfahrung gehabt hätten, der manche Sackgasse früher erspäht haben würde oder uns erst gar nicht hätte hereinfahren lassen.

Events

Am „Freedom Day“, den 27. April, der an die ersten demokratischen freien Wahlen in Südafrika nach Ende der Apartheid erinnert, hielt ich im Y-Centre das erste von mir alleine organisierte Event. Ich hatte einen >Fun Run For Freedom< geplant. lL Mitglieder und Teilnehmer kamen im Centre zusammen, um dann gemeinsam eine vorher bestimmte Route abzulaufen. Es ging bei der Aktion weniger um den sportlichen Teil, sondern um den Spaß an der Sache und um etwas Aufsehen zu erregen. Es funktionierte wunderbar. Eine Gruppe von kostümierten Jugendlichen und Kindern, die hüpfend und tanzend durch die Straßen zieht und Lieder aus den Zeiten der Freiheitsbewegung singt kommt in Luka dann doch eher selten vor. Völlig euphorisiert kamen wir nach einer guten halben Stunde wieder zum Jugendzentrum zurück, wo ich mit meinen Mpintshis noch ein kleines Programm zum „Freedom Day“ mit anschließender Filmvorführung von >Sarafina< und einem kleinen Mittagessen vorbereitet hatte.

Schon vier Tage darauf stand mein zweites Festival an, ein „40 Days Countdown“ zum World Cup 2010 Fußballevent. Mit Unterstützung meiner Mpintshis hatte ich schon vorher Fußballteams registriert und einen Spielplan erstellt. Doch am Vortag des 1. Mai teilten mir meine Kollegen dann mit, sie könnten am Samstag nicht anwesend sein, da sie im Tsitsing- Stadion (während der WM die offizielle „public viewing location“ der Royal Bafokeng Nation) arbeiten würden. Meine Enttäuschung war groß und vor allem wusste ich nicht, wie ich das Ganze am nächsten Tag alleine handhaben sollte. Doch für eine Absage war es schon zu spät und ich wollte auch die Sportler nicht gerne enttäuschen, deren Vorfreude immens war.

So fand ich mich Samstag, den 1. Mai, abgesehen von Yvonne (General Assistant), nur mit einer einzigen Kollegin im Y-Centre. Wir bereiteten alles vor, stellten die Fußballtore auf und harkten das Volleyballfeld, das wir für Beach- Soccer verwendeten. Als die Kinder angeströmt kamen, waren wir zwar gut vorbereitet, aber personell komplett unterbesetzt: Einer sollte bei den älteren Fußballspielern hinterm Y-Centre sein, jemand musste vorne bei den kleinen Fußballern anwesend sein, einer sollte das Kicker Tournier im Games Room leiten und ich hatte eine Diski Dance Session mit den Mädchen geplant. Doch dann kam uns glücklicherweise die gute Idee, unseren älteren Teilnehmern verantwortungsvolle Rollen zuzuschreiben. So ernannten wir zwei Jungen, die regelmäßig und seit langer Zeit das Centre besuchen, als Schiedsrichter. Schon schnell gesellte sich zu ihnen ein weiterer Freund, der sich als geborener Kommentator entpuppte und da das Sound System aufgebaut war, moderierte er die stattfindenden Spiele live mit Mikrophon über unsere Lautsprecher. Meine Kollegin managte den Games Room, ich konnte meine Tanzsession halten und alle waren zufrieden. Die Finalspiele der Älteren und Junioren schauten alle Teilnehmer gemeinsam an woraufhin die Siegerehrung stattfand, bei der wir auch unseren engagierten Schiedsrichtern und Kommentatoren lL T-Shirts als Dankeschön überreichten.

Was ich aus diesen beiden Events gelernt habe ist, dass gute Vorbereitung essenziell ist, doch gleichzeitig Spontaneität und Kreativität nicht fehlen darf. Nicht alles kann geplant werden, so wie beispielsweise mein >Fun Run< am 27. April beinahe buchstäblich ins Wasser gefallen wäre. Ein Plan B kann also auf jeden Fall hilfreich sein und ein offener Blick für neue Ideen oder kleine Abweichungen sowieso.

Urlaub II


Vom dritten bis zum siebten Mai lud ich meine Gastmutter auf eine Reise nach Cape Town, ihre Lieblingsstadt, ein. Leider waren wir beide gesundheitlich etwas angeschlagen, doch wir genossen unseren gemeinsamen Urlaub sehr und verbrachten eine sehr entspannte und schöne Zeit gemeinsam. Wir sind uns in dem Jahr sehr vertraut geworden, von Anfang an lehrte sie mich alle wichtigen Verhaltensregeln, nahm mich überall mit hin und schaute sehr nach mir. Manchmal vielleicht etwas zu viel, ich war in meiner Bewegungsfreiheit schon ziemlich eingeschränkt und ohne sie konnte ich wenig alleine unternehmen, aber das zeigt natürlich gleichzeitig auch, dass ich ihr wirklich wichtig bin. Sie wollte mich so wenig wie möglich Gefahren oder unwünschenswerten Ereignissen aussetzen wie möglich und manches kann ich auch erst jetzt wirklich verstehen. Trotzdem habe ich meine Freiheit oft vermisst und musste mich manchmal ganz schön zurückhalten. Mit der Zeit habe ich gelernt, die Situation zu akzeptieren, aber das konnte ich auch nur, da ich wusste, es würde nicht für immer sein.

DED Zwischenseminar II


Nur eine Woche nach unserer Rückkehr musste ich wieder aufbrechen, nun aber gen Osten nach Mpumalanga, wo im Desmond Tutu Centre For Leadership bei White River das zweite Zwischenseminar mit dem DED stattfand. Im Unterschied zum ersten Zwischenseminar waren wir dieses Mal eine kleine, gut überschaubare Gruppe, was die Arbeit um einiges angenehmer und intensiver gestaltete. Neben einem Programm, das viel Zeit für Einzelgespräche und privaten Austausch ließ, hatten wir einen unvergesslichen Besuch des Krüger Nationalparks. Am letzten Seminartag hatten wir drei sehr interessante Themenblöcke zu der politischen Lage Südafrikas, zu den Herausforderungen eines Entwicklungshelfers in Mpumalanga und zum Thema Journalismus, eingehend auf mögliche Besuche von Sportjournalisten an unseren Einsatzplätzen während der Weltmeisterschaft.

Ansonsten war der Mai war geprägt von Fußball und der Vorfreude auf die Weltmeisterschaft. In den Schulen fing die Examenzeit an und wir von lL waren mehr mit Hausaufgabenbetreuung und Lernhilfe beschäftigt, als mit den eigentlichen lL Programmen.

Herausforderungen IV / World Cup


Die Tage bis zum 11. Juni waren sehr anstrengend und die Stimmung war angespannt. Wir freuten uns alle auf die WM, doch unser in vielen Meetings ausgearbeitete Ferienplan stand auf der Kippe: Wir fanden zufälligerweise heraus, dass von der Royal Bafokeng Administration in der Schule neben unserem Centre ein Programm für alle Schüler Lukas geplant worden war, was natürlich automatisch mit unserem Ferienplan in Konkurrenz stehen würde. Mit dem einzigen Unterschied, dass das Bafokeng- Programm verpflichtend sei.

Ein weiteres Problem war unsere immer noch nicht installierte Satellitenschüssel. Der Tag des Kick- Off kam näher und wir waren immer noch ohne Fernsehverbindung. Am 11. Juni hieß es dann, die Techniker kämen gegen Mittag und hätten bis 16 Uhr bestimmt alles fertig installiert. Auf Glühenden Kohlen hockend, verharrten wir bis einige Minuten vor Anstoß und baten unser Management dann flehend uns doch heimgehen zu lassen, wir dürften das erste Spiel nicht verpassen. Wir wurden entlassen und rannten so schnell wie wir konnten vor die Fernseher.

Am vierten Spieltag erreichten dann die so lange versprochenen Installateure und in kürzester Zeit war alles zum Fußballschauen bereit. Erleichterung machte sich unter uns lL Mitgliedern breit und von diesem Tag an liefen alle Spiele bei uns auf Leinwand. Was mich allerdings immer noch erstaunt ist, dass das Interesse relativ schnell abgeflacht ist. Während die Aufregung gerade vor der WM unglaublich hoch war, trat mit der Zeit eine Art Ernüchterung ein. Besonders nachdem Südafrika in der Vorrunde ausgeschieden war, wurden die Vuvuzela- Klänge, die zuvor fast unerträglich zu jeder erdenklichen Tageszeit ertönten, immer rarer. Manche Menschen fingen sogar an, ihre Flaggen wieder von den Autos und Türen zu nehmen und ehe die Halbzeit der WM erreicht worden war, schien es oft so, als sei die Weltmeisterschaft schon vorbei. Das gleiche Phänomen sah ich auch im Centre, wo die Zahl der Schaulustigen permanent abnahm. Manche Partien scheinen von Vorneherein keinen Anreiz für die Kinder und Jugendlichen zu haben doch selbst Brasilien und Ghana zogen am Ende nur noch eine Handvoll Fernsehzuschauer an.

Für mich persönlich war der World Cup ein einmaliges Erlebnis. Ich genoss die Übertragungen mit meinen lL Kollegen und Freunden im Centre und natürlich besonders die Stadionbesuche. Über verschiedene Kontakte hatte ich vier Mal die Chance, Weltmeisterpartien live mit anschauen zu dürfen und die Stimmung im Stadion war immer überwältigend und mit den richtigen Leuten an meiner Seite konnte ich 90 Minuten lang durch singen und tanzen und die besondere Atmosphäre genießen.

Journalistenbesuch / World Cup


Ein besonderes Ereignis während der WM war der Journalistenbesuch aus Deutschland bei uns im Jugendzentrum am Donnerstag, den 17. Juni 2010. Zehn Tage zuvor hatten Tork Liebezeit und Christian Zange das Centre Management und mich aufgesucht, um einen eventuellen Besuch der deutschen Sportpresse anzukündigen und ein paar Informationen im Vorrein abzuklären.

Am Dienstag vor dem tatsächlichen Besuch erhielt ich dann einen Anruf von Norbert Herrmann mit der Frage, ob wir denn für einen Journalistenbesuch am Donnerstag vorbereitet seien. Eigentlich sei eine Visite im Orange Farm Centre geplant, doch das könnte sich ändern. Ich stimmte zu und am folgenden Tag wurde der Besuch dann bestätigt und die Anreise geplant. Da wir auf dem Dorf keine Straßennamen und kaum Ausschilderungen haben, war der Aufwand groß, eine verständliche und sichere Streckenbeschreibung zu liefern, doch nach etlichen Telefonaten klappte es dann doch. Mein Stresslevel blieb allerdings hoch, da wir Energieversorgungsprobleme hatten und fast täglich der Strom für einige Stunden ausfiel. Unser Centre ohne funktionalen Computerraum, ohne Musikbeschallung und live ausgetragenem Radioprogramm ist bestimmt nur halb so lebendig und interessant.

Am besagten Donnerstag ereignete sich dann das Befürchtete gleich morgens um halb neun. Aus Erfahrung wusste ich, dass ESKOM im Normalfall nach vier Stunden kommen und das Problem beheben würde. So hoffte ich also auf einen späten Besuch der Journalisten. Am Morgen hatten wir unser Gartenprojekt „Take Back The Future“ laufen und als die Kinder gegen 14 Uhr vom Ferienprogramm in unser Centre hinüberkamen, lief der Strom wieder durch die Boxen. Während wir einige Spiele begonnen hatten und draußen auf dem Basketballfeld den Diski Dance tanzten, kam der Bus aus Pretoria an. Ich nahm die Journalisten und Begleiter vom DED in Empfang, führte sie durch unser Jugendzentrum und versuchte alle Fragen interessant und detailgetreu zu beantworten. Manche Journalisten sonderten sich ab und erkundeten die Umgebung von selbst, andere blieben ständig an meiner Seite. Mit dem Herren vom Bayrischen Rundfunk hatte ich noch ein längeres Einzelinterview, welches sehr intensiv und manchmal nicht ganz einfach war, doch auf hohem Niveau geführt wurde und mir Meinungsfreiheit ließ.

Erst als der Bus und seine Insassen sich nach zwei Stunden wieder von mir und dem Centre verabschiedeten, kam eine Welle von Erleichterung über mich. Es war gut gelaufen und die Besucher schienen bei ihrer Abreise zufrieden.

Die an den darauffolgenden Tagen in verschiedenen Zeitungen erscheinenden Artikel zu lesen, war unterschiedlich amüsant, ernüchternd und beglückend. Manch einer hatte versucht, Probleme da entstehen zu lassen, wo es keine gibt, manch anderer hatte Informationen ungenau wiedergegeben und nur wenige haben ein Bild dargestellt, das dem meinigen entspricht. Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen wollte.

Abreise / Abschied

Inzwischen ist mein letzter Monat in Südafrika angebrochen und ich werde eigentlich tagtäglich mit meiner nahen Abreise konfrontiert. Bekannte, Familienmitglieder und Freunde sprechen mich immer wieder darauf an: Warum ich überhaupt ausreise, wann ich wiederkomme, was ich ihnen dalasse, wie viel ein Flug nach Deutschland koste und ob ich sie nicht als Handgepäck mitnehmen könne. Es macht mich einerseits glücklich zu merken, dass es hier Menschen gibt, die mich lieben und schätzen und wirklich vermissen werden, aber das macht den Abschied natürlich auch schwerer.

Meine derzeitige Stimmung erinnert mich stark an das Gefühl vor meiner Ausreise nach Südafrika. Einerseits die Freude, andererseits die Trauer und tiefer Schmerz. Endlich habe ich mir hier etwas aufgebaut, habe Freunde und meinen Platz gefunden. Dies alles soll ich jetzt einfach so hinter mir lassen und zurück in Deutschland wieder von vorne beginnen? Zugleich ist mir auch bewusst, dass ich zurückkehren muss, möchte. Und ich freue mich ja auch auf die neue Herausforderung, auf mein Studium, auf einen weiteren wichtigen Schritt in meinem Leben. Meine Erfahrungen in Südafrika werde ich nie vergessen und ich bin mir sicher, dass ich in irgendeiner Form wieder herkommen werde, ob als Teil meiner Universitätsausbildung oder nach Abschluss des Studiums.

Vielen Freunden und Familienmitgliedern würde ich so gerne einen Besuch oder Aufenthalt bei mir in Deutschland ermöglichen, ihnen meine Heimat zeigen, so wie sie mir die ihrige zeigten, doch momentan weiß ich noch nicht, wie das anstellen. Meine Eltern haben angeboten, eine Reise für meine Gastmutter, einen Gastbruder oder Freund zu unterstützen, doch es beschränkt sich hierbei auf ein oder zwei Personen.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Artikel. Der stolze Stamm der Bakofeng und der Kampf gegen Aids

Original Artikel
Meine Anmerkungen


Alfos Batke zu Besuch im modernsten Jugendzentrum Afrikas . „LoveLife“ setzt auf Prävention und will Kinder und Jugendliche stärken.

Boomtown Rustenburg. 107 000 Menschen leben hier in der Provinzstadt der Region Northwest. Der WM-Schauplatz, möglicherweise Austragungsort eines Achtelfinals mit deutscher Beteiligung, ist die am schnellsten wachsende Stadt Südafrikas. Eine prosperierende Kommune, zu verdanken hat sie den Reichtum zwei großen Platinminen. Rustenburg, so sagt man, ist die Platin-Hauptstadt der Welt. Rustenburg hat Arbeit und zieht demnach Arbeiter an. Und Aids. „loveLife“, eine Partnerorganisation des Deutschen Entwicklungsdienstets (DED), kämpft dagegen an.

Es sind ueber 20 Platinminen... nicht nur 2.

Wir sind im Dorf Luka, keine zehn Kilometer entfernt vom WM-Stadion Royal Bakofeng. 44 530 Zuschauer finden hier Platz. Es ist eine in die Landschaft gepflanzte neuzeitliche Arena. König Leruo hat sie im Schatten der Magaliesberge bauen lassen. Leruo ist Oberhaupt des stolzen Stammes der Bakofeng. Er gilt als der reichste Stamm Afrikas, Platin sei Dank. Und der Stammesfürst zeigt sich als Wohltäter. Nicht nur dass er Tausende WM-Tickets für seine Minenarbeiter kaufte – er subventionierte auch maßgeblich den Bau des Jugendzentrums Bakofeng in Luka.

Die Anlaufstelle für Kids, Teens und Twens bis 23 haben sie direkt neben der Thete Highschool Ende 2009 eröffnet. Es ist das wohl modernste Jugendzentrum des Kontinents. Eine zeitgemäß eingerichtete Krankenstation, ein Computerraum mit 14 PCs, ein Billardtisch, eine Tischtennisplatte, ein hochmodernes Studio mit einem DJ, der nachmittags das gesamte Gelände mit heißen Rhythmen beschallt.
Auf dem Bolzplatz kicken die Jungs, einige Mädels versuchen sich im Basketball, andere studieren die Choregrafie des Diski-Dance ein, einer der WM-Hymnen. In einem anderen Raum sitzen 17 Jugendliche, schauen sich die Partie Griechenland gegen Nigeria an und sind völlig entsetzt, dass das Rehhagel-Team die Partie noch zu seinen Gunsten wendet.

Eigentlich war das den wenigen Zuschauenden schnurzpiepegal, wie Greece oder Nigeria spielen, geschweige denn, dass jemand dort mit "Rehagel" viel anfangen konnte ;-)

Wenn die Kinder das Gelände der Thete Highschool betreten, sehen sie sich mit der Realität des südafrikanischen Alltags konfrontiert. „Lasst uns die Kriminalität an unserer Schule stoppen“, prangt es von den Schildern. Oder: „Sei cool, geh zur Schule.“ Oder: „Schluss mit Kindesmissbrauch.“

Conny Jager ist seit vielen Jahren Entwicklungshelferin und weiß, dass die Slogans Reflexe auf die Wirklichkeit sind. Insbesondere in Zusammenhang mit Aids. Nahezu jeder fünfte Südafrikaner im Alter zwischen 15 und 49 Jahren trägt das HI-Virus in sich, von der Gesamtzahl der Menschen, die infiziert sind, nimmt die Kap-Republik weltweit die Spitzenposition ein. Nach einer UNO-Studie sind es 5,7 Millionen. „Die Hälfte der Neuinfektionen findet bei 15- bis 24-Jährigen statt. Der Schulabgang ist die Zeit der höchsten Ansteckungsgefahr“, sagt Jager. Ein nicht unmaßgeblicher Faktor in diesem Zusammenhang sind die in Südafrika weitverbreitete und durchaus legale Polygamie, häusliche sexuelle Gewalt, Prostitution und ein erschreckend hohes Maß an Vergewaltigungen. Jager: „Sexuellen Missbrauch gibt es unter fast jedem Dach.“

Trotz dieser erschütternden Diagnose will „loveLife“ den Status quo ändern und setzt dabei auf Prävention, Deshalb gibt es solche Einrichtungen wie das Jugendzentrum Bakofeng in Luka nahe Rustenburg und weitere 17 im Land. „Wir möchten mithelfen, die Infektionsrate mittelfristig zu halbieren. Wir wollen Kinder und Jugendliche nicht nur aufklären, sondern durch die Angebote auch das Selbstvertrauen stärken“, formuliert Jager ein ehrgeiziges Ziel und weiß, dass das nur geht, wenn man auf die Mentalität der Menschen eingehen kann.

Norbert Herrmann aus Berlin ist einer der strategischen Köpfe von „loveLife“. Der ausgebildete Volkswirt beteiligt sich daran, eine zeitgemäße technische Infrastruktur zu schaffen, um die Kernzielgruppe der 12- bis 19-Jährigen zu erreichen. „Manchmal muss man auch etwas frecher sein. Als wir bei einer unserer Kampagnen einen nackten Mädchenrücken zeigten, war der Aufschrei der Empörung groß. Aber wir hatten die Aufmerksamkeit“, berichtet Herrmann.

Doch mit der Verbreitung von Botschaften wie „Kondome sind gut“ ist es nicht getan. Herrmann überprüft die Effizienz des Callcenters der größten HIV-Präventionsorganisation Südafrikas. Im „loveLife“-Zentrum von Johannesburg beantworten 40 ausgebildete Berater im Callcenter Fragen zu Aids und HIV in den elf Landessprachen. Die Hotline nehmen pro Monat mehr als 100 000 Anrufer in Anspruch, „loveLife“ erreicht etwa eine Million junge Menschen.

Zurück nach Luka: Wir treffen Masindi (11), Sandra (11) und Given (12), die sich nach dem Internet-Surf noch auf dem Basketballfeld austoben. Sie finden das Jugendzentrum klasse, sie finden insbesondere Anne Sophie Waag klasse. Die 20-Jährige aus Berlin arbeitet für das DED-Programm „weltwärts“, hat nach dem Abitur ihr freiwilliges Jahr in Südafrika begonnen und ist der umschwärmte Mittelpunkt der Kiddies aus Luka und Umgebung.

Vormittags geht sie in die Schule und leistet buchstäblich Aufklärungsarbeit, wenn es um das hochsensible Thema Sexualkunde geht. Nachmittags im Jugendzentrum gibt sie Impulse in Arbeitsgruppen oder versucht sich als Moderatorin zwischen Eltern und Kindern: „Probleme werden zu Hause kaum diskutiert und auch nicht ausgeräumt, weil eine gewisse Sprachlosigkeit besteht. Da fällt es vielen leichter zu reden, wenn jemand dabei ist.“

Voraussetzung dafür ist Vertrauen, und das hat sich Waag in den Monaten von Luka erworben. Sie ist die einzige Weiße im Dorf, lebt in einer Gastfamilie und weiß mithin mehr über den Alltag und die Befindlichkeiten als so mancher Sozialforscher. Deswegen findet sie es auch gut, dass „loveLife“ so nah an der Basis arbeitet. Das Präventionskonzept wird nicht nur von den Einrichtungen an sich getragen, sondern auch von 1200 „groundBreakern“. Junge Menschen aus der Region, 18 bis 23 Jahre alt, eingestellt mit der Bedingung, ihr Abitur geschafft zu haben. „loveLife“ zahlt ihnen 888 Rand pro Monat (etwa 100 Euro).

„groundBreaker“ sind Respektspersonen in ihrer Gemeinde, genauso wie die „gogoGetters“ – ältere Damen, die vom Präventionskonzept überzeugt sind und ihre Oma-Autorität einbringen. Ach ja: Masindi, Sandra und Given. Sie haben sich ausgetobt an diesem Nachmittag. „Anfangs waren unsere Eltern dagegen, dass wir hierhin gehen. Aber mittlerweile freuen sie sich, dass wir hier so viel unternehmen können und gut aufgehoben sind. Und Anne Sophie kennengelernt haben.“ Ihre große weiße Schwester muss bald gehen, zum 1. August hat sie ihr „weltwärts“-Jahr beendet. Für eine Nachfolge ist gesorgt. Und das Projekt wird weitergehen – auch wenn die WM längst Geschichte ist.

Es gibt weitere ded-Freiwillige bei loveLife, allerdings nicht in Luka. 4 Weltwaertsler werden in drei Jugendzentren in Kwa-Zulu-Natal gesendet werden.


Dieser Eintrag wurde am Montag, 21. Juni 2010 um 18:39 erstellt und ist abgelegt unter Reporter unterwegs im Trainingslager
http://www.neue-oz.de/reporter-unterwegs/?p=285


Mein Abschlusskommentar: Ich mag den Artikel!

Mittwoch, 23. Juni 2010

Artikel. WM Nebenschauplatz.

Original Artikel
Meine Anmerkungen

Katerstimmung im Youth Center Bafokeng. Obwohl die Kids seit Wochen Lieder und Tänze zur WM („Ayoba 2010“) eingeübt haben, die Vorfreude auf das Turnier durch die Berichterstattung fast ins Unermessliche gesteigert wurde, hat die Bafana Bafana die Hoffnungen der Jugendlichen von Luka nicht erfüllt. Nur noch eine Handvoll hartgesottener Fußballfans verfolgt auf harten Holzstühlen das Nachmittagsspiel zwischen Nigeria und Griechenland.

Wir haben gar keine Holzstuehele, das sind diese standard Plastikstuehle, nicht besonders hart, aber auch nicht dermassen gemuetlich.

Nigeria ist der große Rivale Südafrikas, weil es auf eine erfolgreichere Fußballvergangenheit zurückblicken kann. Entsprechend emotionslos verfolgen die Kids das Spiel. Viele kicken auf dem Bolzplatz hinterm Haus lieber wieder selbst.

Das wuerde ich so nicht sagen. Es geht nicht darum, ob Nigeria sportlich gesehen ein grosser Rivale Suedafrikas sein koennte. Leider sind die Nigerianer nicht so beliebt unter Suedafrikanern. Sie stellen -aehnlich wie Simbabwer- eine grosse Einwanderungsgruppe dar und den Rest kennt man ja.

Die Mädchen tanzen vorne zum Sound, der aus den Boxen schallt. Früher war Luka einmal ein Township. Nun darf es sich offiziell Dorf nennen, denn die Gegend rund um die WM-Stadt Rustenburg prosperiert. Viele Arbeiter leben hier noch in Shacks, den Blechhütten, die man hier so häufig sieht, doch die Zahl der Steinhäuser in Luka hat zugenommen. 18 Platinminen in der Region bedeuten Arbeitsplätze, was zu einem ständigen Zuzug führt.

Wieder das Thema Township-Dorf. meines Wissens nach war Luka schon immer ein Dorf, natuerlich Teil der Homelands. Ich weiss nicht, was alle immer mit diesem "Township-Begriff" reitet. Vielleicht klingt das mehr nach Suedafrika...?

Auch Lesidi Lenkwe hat sich lange auf die WM gefreut. Er stammt aus Soweto, dem großen Township in Johannesburg. 1995 hat er dort erlebt, wie tagelang Schwarze und Weiße leidenschaftlich miteinander feierten. Auslöser der landesweiten Ekstase war damals der Sieg des südafrikanischen Rugby-Teams, der „Springboks“, bei der WM im eigenen Land. Ein Erweckungserlebnis für ein neues Südafrika nach dem Ende der Apartheid. Dass die Fußball-Weltmeisterschaft dieses Kollektivgefühl zumindest sportlich nicht wiederholen würde, war ihm klar.

Lesedi stammt aus Mafikeng und hat nur einige Jahre seiner Kindheit bei seinem Onkel in Soweto gelebt. das Kollektivgefuehl ist waehrend der WM sehr hoch, sehr hochgesteigert worden, aber sportlich ist es nun leider fuer Bafana Bafana vorbei, das ist wahr.

„Die Bafana Bafana ist noch nicht so weit, dass sie mit großen Teams mithalten kann“, sagt Lenkwe. Dennoch ist er ein bisschen traurig, dass die WM auch sonst nichts in Luka verändert hat. Während im zehn Kilometer entfernten Rustenburg die Baumaßnahmen im Vorfeld der Weltmeisterschaft zu einer neuen Hauptstraße und etlichen Verschönerungen geführt haben, wurde hier lediglich ein riesiges Schlagloch in der Ortsdurchfahrt geschlossen.

Zum Glueck wurde dieses Riesenschlagloch gestopft, aber sonst kommt hier wiklich nicht so viel an, obwohl das Stadium nur 15 Autominuten weit weg liegt. Ums Stadium herum allerdings kann man viel Neues entdecken und es macht Spass zu sehen, wie so viele Nationen sich in unserer Nachbarschaft Phokeng tummeln.

Für den 22-jährigen Lenkwe (er ist 24 Jahre alt) sind deshalb die Alltäglichkeiten viel wichtiger als das Turnier. Er arbeitet als Groundbreaker für die Initiative „LoveLife“ des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED).

loveLife ist keine Initiative des DED. Der DED hat 2 Entwicklungshelfer, die fuer loveLife arbeiten und inzwischen die Beziehungen durch das weltwaerts-Programm ausgebaut und intensiviert.

Groundbreaking heißt, dass er Jugendliche für das Thema Aids-Prävention sensibilisiert, mit ihnen über Sexualität und Verhütung spricht. In Südafrika ist jede dritte Frau und jeder zehnte Mann zwischen 25 und 30 HIV-positiv.

Lesidi Lenkwe möchte mithelfen, dass den Jungs, die auf dem Bolzplatz kicken, dieses Schicksal erspart bleibt. Wie alle hier im Youth Center kennt er im Bekanntenkreis etliche, die den Virus in sich tragen.

Ob Südafrika das Achtelfinale erreicht, ist für ihn deshalb ziemlich egal. „Es ist auch ein gutes Gefühl, dass wir euch zeigen können, wie gut wir eine WM ausrichten, oder?“

Tim Jürgens
http://www.tagesspiegel.de/sport/wm-nebenschauplatz/1864990.html

Wie mir Lesedi berichtete, hatte der Herr beim Interview noch nicht einmal einen Blog und Stift zur Hand, weshalb es nicht zu verwunderlich sein duerfte, wenn die Details etwas ungenau sind.

Dienstag, 22. Juni 2010

Artikel. Fussball oeffnet Tueren im Kampf gegen AIDS.

Original Artikel
Meine Anmerkungen

Rustenburg. Jugendliche sind in Südafrika besonders gefährdet, sich mit dem HI-Virus anzustecken. "Lovelife" ist eine Hilfsorganisation, die sich des Problems annimmt. Die Fußball-WM hilft dabei, Türen zu öffnen.

Die Boxen sind draußen angebracht, schließlich spielt sich das Leben in Südafrika hauptsächliche unter freiem Himmel ab, ob Winter oder Sommer. Die Lautsprecher sind so groß, die würden jeder Diskothek gut zu Gesicht stehen. Die Musik, die aus ihnen dringt - irgendwas zwischen afrikanischem Hip-Hop und traditioneller Musik - unterhält die ganze Nachbarschaft.

Stimmt! Und es zieht auch unsere Jugendlichen und Besucher an!

35 bis 40 Kinder und Jugendliche tummeln sich auf dem Gelände des Jugendzentrums Luka in der Nähe von Rustenburg. Es liegt in einem Township, aber von Township will hier keiner reden. Ein Dorf sei es, sagt jeder. Township klingt zu negativ, klingt so nach Shacks, den typischen Wellblechhütten, und nach Armut.

Luka ist wirklich kein Township. Es ist schon seit jeher eines der 29 Royal Bafokeng Doerfer unter ihrem Koenig "Kgosi".

Die Kids spielen Volleyball, Basketball, Fußball. Wer sich gerade nicht bewegt, beschäftigt sich mit dem Handy. Hier hat jedes Kind ein Handy mit Internetzugang. Wie das bezahlt wird? Allgemeines Desinteresse an so einer Frage.

Es wirkt, als sei dies typisch suedafrikanisch, doch wenn ich an daheim oder Italien denke... ich glaube dieses Phenomen ist global. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene die unglaubliche Summen fuer ihr Handyguthaben verschleuedern und sich extremst verschulden.

Einige probieren den Diski-Dance, ein extra für die WM konzipierter Tanz mit einer Menge Fuß- und Beinbewegung. "Die Regierung hat in den vergangenen Monaten viel Wert darauf gelegt, dass wir das üben", sagt Anne-Sophie Waag, eine 20-jährige Berlinerin, die im Zentrum arbeitet. Die Kinder und Jugendlichen, die sogar ein eigenes Tonstudio haben, in dem die Musik aufgelegt wird, die das Dorf beschallt, sind glücklich hier. Und wenn es irgendwo zwickt, steht eine Krankenschwester bereit, die in einer medizinischen Abteilung für Abhilfe sorgt. Es ist eine Idylle an einem sonst trostlosen Fleck Erde.

Wirkt doch sehr dramatisch. Natuerlich ist es im Vergleich zu den grossen Staedten Pretoria, Johannesburg und Cape Town lang nicht so flippig und belebt, aber trostlos. Nein. Langweilig. Manchmal.

Legt man die aktuelle Statistik zu Grunde, wird etwa jedes dritte Kind, das gerade noch fröhlich tanzt, in einigen Jahren mit HIV infiziert sein. Nirgendwo gibt es mehr mit dem Aidsvirus infizierte Menschen als in Südafrika. Im Alter von 15 bis 49 trägt jeder Fünfte Südafrikaner den HI-Virus in sich. Die Altersgruppe zwischen 15 und 34 ist besonders betroffen, darunter sind wiederum Mädchen und junge Frauen die Hauptleidtragenden. In dieser Gruppe beträgt die Ansteckungsrate bis zu 35 Prozent. Die Gründe sind bitter und simpel: Es gibt sexuelle Gewalt im familiären Umfeld, Polygamie, Mädchen werden schwanger. In der Zeit der Schwangerschaft ist das Ansteckungsrisiko doppelt so hoch. Frühe Schwangerschaften führen zu Schulabbruch und in der Folge zur Prostitution - ein Teufelskreis.

Diesen zu durchbrechen, hat sich die Non-Profit-Organisation Lovelife zur Aufgabe gemacht. Das hehre Ziel: In den nächsten fünf Jahren die Ansteckungsrate bei den Jugendlichen zu halbieren, sagt Conny Jager, die bei Lovelife als Entwicklungshelferin arbeitet. Lovelife ist Südafrikas größte HIV-Präventionsorganisation. Die Hilfsorganisation hat bisher 18 Jugendzentren in Südafrika aufgebaut und mit Personal versorgt. Eines davon ist das in der Nähe von Rustenburg, das nach Lovelife-Prinzipien geleitet wird.

Lovelife klärt auf, fördert den Dialog mit den Eltern. Die Jugendlichen treiben Sport, diskutieren, lernen ihre Talente kennen, gewöhnen sich daran, eigene Entscheidungen zu treffen. "Es reicht nicht, ,nur aufzuklären und Kondome zu verteilen. Die Kinder müssen Persönlichkeit entwickeln, um in bestimmten Situationen auch einfach mal nein zu sagen", erklärt Conny Jager die Lovelife-Leitlinien.

Die Gruppe arbeitet mit so genannten Groundbreakern. Das sind ausgebildete Jugendliche, die Gleichaltrige über HIV/Aids aufklären. Über ein ähnliches Programm ist auch Anne-Sophie Waag in das Luka-Jugendzentrum kommen, das in Sachen Ausstattung jedoch eine Ausnahme ist. Hier lebt nämlich einer der reichsten Stämme des Landes (Bafokeng Nation). Und die haben einen König: Leruo Molotlegi, der 36. Monarch des Bafokeng-Stammes. Der versorgt seine Untertanen nicht nur mit Eintrittskarten für die WM, sondern finanziert auch mal ein Jugendzentrum.

Diese Absaetze sind gut und richtig recherchiert, nichts zu beklagen.

Viel los in Luka ist natürlich seit Beginn der WM. Auf einer großen Leinwand werden alle Partien übertragen. Wenn es nicht die Kinder selbst sind, die davor sitzen, dann sind es die Eltern, die den Service gerne annehmen.

Eigentlich nicht. Wir sind ein Jugendzentrum und Eltern kommen im Normalfall nicht her, es sei denn zu den Abendspielen, die wir immer wieder uebertragen. Doch viele sind es nicht. Eher die aelteren Geschwister, die begleiten.

Die Gelegenheiten sind rar sonst. Das Jugendzentrum wurde erst Ende November eröffnet und mit gehöriger Skepsis beobachtet. Fußball aber bringt die Menschen hier zusammen, öffnet Türen - im wahrsten Wortsinne.

Thomas Gotthart
http://www.swp.de/ulm/sport/wm2010/vorort/art1162297,525541

SAWC2010. Mittendrin.

Nun ist die WM voll im Gange!

Unser Y-Centre in Luka hat am vierten Spieltag endlich die lange versprochene Fernsehmodeminstallation erhalten und ueber unseren Beamer koennen wir nun live die Spiele verfolgen. Das Interesse ist unterscheidlich hoch. Brasilien und Bafana Bafana sind ungeschlagen auf Platz 1, wenn es um Zuschauerraten geht, Ghana, Ivory Coast (besonders wegen Drogba) und Portugal (Christiano Ronaldo) folgen, dann kommen Deutschland, Spanien, Frankreich, ...

Es muss fussballtechnisch allerdings schon viel geboten werden, um die junge Zuschauerschaft bei Laune zu halten. Sobald ein Spiel aber auch nur die geringsten Laengen aufweist, bieten der Fussballrasen draussen, der Computer- oder Spieleraum mehr an Attraktion fuer unsere Kinder.

Waehrend ich zunaechst die Hoffnung auf Tickets aufgegeben hatte, darf ich jetzt doch noch in deren Genuss kommen. Nein, ich esse die Tickets nicht, ich meine, ich darf in den Genuss der Spiele kommen, deren Zugang nur ueber Tickets gewaehrleistet werden kann. Und eben diese Tickets erhalte ich ueber die verschiedensten Verbindungen und Ecken: Am Dienstag beim Spiel Neuseeland vs Slovakia hatte loveLife noch einige ueber und wir wurden kurzfristigst benachrichtigt und eilten zum Stadium. Am Samstag organisierte mir Lesedi lieberweise ueber seinen Jugendclub ein uebrig gebliebenes Ticket fuer Ghana vs Australia.

Heute, am 22. Juni 2010 werde ich mit Yvonne, Phenyo und zwei Waisenkindern aus dem Centre das Match Mexico vs Uruguay anschauen. Dieses Mal kamen die Tickets ueber einen Freund, der das Public Viewing der Royal Bafokeng Nation im Tsitsing Stadium managed. Also, immer wieder viel Glueck und gute Kontakte!

Im nahegelegenen Phokeng also – dort befindet sich auch das Rustenburger Royal Bafokeng Stadion – tummeln sich Touristen aus der ganzen Welt mit einheimischen Fans und feuern an, was das Zeug haelt. Beim Ghana – Australia Spiel war die Stimmung wirklich grossartig, wir starteten die Laola-Welle erfolgreich (2 ganze Durchgaenge!), hatten viel zum Vuvuzelen und Groelen!

Heute wird sicherlich nicht nur ein spannendes suedamerikansiches Match ausgetragen, sondern auch die Entscheidung fallen, ob Bafana Bafana in die naechste Runde einzieht oder nicht. Es bleibt also spannend!

(Fotos zu meinen Berichten koennt ihr wie immer ueber facebook verfolgen)

Freitag, 18. Juni 2010

SAWC2010. Bevor.

In aller Munde, in aller Augen, in aller Ohren – die Weltmeisterschaft in Suedafrika 2010. Das groesste Event unserer Zeit zum ersten Mal auf afrikanischen Boden, ausgetragen im suedlichsten Land dieses faszinierenden Kontinents. Die Welt zu Gast in Suedafrika!

Die Vorbereitungen fuer den World Cup begannen schon vor langer Zeit. Vorsitzender des FIFA Comitees Suedafrika, Ralph Jordaan, begann mit seiner Arbeit vor ueber 10 Jahren als er mit seinem Team daran arbeitete, den World Cup in Suedafrika zu halten. Nach der Enttaeuschung im Jahre 2000 (als Deutschland fuer 2006 auserwaehlt wurde) konnte er die FIFA vier Jahre spaeter ueberzeugen und den World Cup 2010 ins eigene Land holen.

Die Planung begann, nach der Weltmeisterschaft 2006 wurden unter anderem deutsche Berater nach Suedafrika geholt, Strassen wurden ausgebaut, Stadien errichtet oder ausgebessert,... 2009 war dann der Confederations Cup in Suedafrika schon ein kleines Testspiel und gab einen Eindruck, wie es waehrend der kommenden WM werden wuerde.

Schon im Sommer (also ab Oktober 2009) begannen Medien und Politiker den Hype um die WM zu schueren. Stueck fuer Stueck kamen neue Ideen auf, wie man das bevorstehende Spektakel zelebrieren koennte. Angefangen mit kleinen Werbeeinheiten von Coca Cola: „Summah Yammah Summah... Cape Town is comin‘ around, North- West is comin‘ around...“ (Backpackerreisende in Suedafrika, die trinken, singen und die WM Staedte bereisen) oder von MTN: “Ayobayobayoba” (bedeutet „cool“ und wurde zum absoluten Lieblingsausdruck hier). Dann Spots mit Fragen wie: „How are you going to welcome the world in South Africa?“ und Werbeplakaten: Welcome on Spanish is Bienvenido”. Im Maerz kam dann der “Football Friday” auf, was bedeutet, dass man jeden Freitag das Fussballshirt seiner Mannschaft tragen sollte. Zunaechst auch seiner lokalen Fussballmannschaft (hier waeren das z.B. die Kaizer Chiefs oder Platinum Stars), aber gegen spaeter hin eigentlich nur noch das Suedafrikatrikot. Selbst in Bueros und bei Konferenzen von Politikern trug man freitags das Sportoutfit. Anfang Mai kam dann der Auftrag von „oben“ den >Diski Dance< zu lernen und in Schulen zu unterrichten. Wir hatten also taeglich Schulklassen im Y-Centre, denen wir diesen Fussballtanz beibrachten. Inzwischen kann ihn eigentlich fast jeder hier tanzen, mehr oder weniger und es macht uns allen einen unheimlichen Spass!

Was ich sagen kann, ist, dass der Hype wirklich bis ins kleinste Dorf ankam, Kinder mit ihren Vuvuzelas und in Suedafrikatracht durch die Strassen sprangen, „ayoba 2010“ sangen und Erwachsene mit freudiger Aufregung das Spektakel erwarteten - „Feel it, it is here!“ (So der Werbespruch SABCs).

Da die Spiele in Doerfern und Townships meistens nur in Tavernen gezeigt werden, die einmal nur fuer Erwachsene zugaenglich und auch sonst rein gar nicht kinderfreundlich sind, waren wir als Jugendzentrum ausgewaehlt worden, eine >public viewing area< zu sein. Doch wie das hier oft so laeuft, lief mal wieder gar nichts „in time“. Und so hatten wir am 11. Juli zum Kick-off immer noch keinen Fernseher im Centre. Voellig gestresst und depressiv verbrachten wir den Vormittag hier und warteten auf Neuigkeiten. Um 10 Minuten vor 4 PM baten wir dann unser Management uns doch bitte zu entlassen und rannten dann wie wild los, um das Spiel nicht zu verpassen. Gluecklicherweise erbarmte sich ein vorbeifahrendes Auto unser und nahm uns mit zu Godfrey’s Pub, wo ich schon Silvester verbracht hatte. Sobald wir angekommen waren und endlich vor der grossen Leinwand sassen, hatten wir den Stress des Tages vergessen und fieberten mit Bafana Bafana. Ein nettes Spiel, sagen wir mal so.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Eine Hochzeit und zwei Todesfaelle.

Wie im Film, aber im wahren Leben fehlt leider der humorvolle Teil.


Am Donnerstag, den 13. Mai 2010 wurde in der Thethe High School direkt neben unserem Y-Centre der >Memorial Service< fuer einen am Wochenende zuvor verstorbenen Schueler abgehalten. Die Todesumstaende waren und sind immer noch mehr als mysterioes und bedrueckend: Er war am Freitagabend mit Freunden unterwegs gewesen und hatte gemeinsam mit ihnen ein paar Bier getrunken. Ploetzlich fuehlte er sich nicht wohl und legte sich hin. Er muss einige Kraempfe durchlitten haben bevor er starb. Spaeter konnte man Spuren von Gift im Bierglas nachweisen... Woher kommt denn nun das Gift und wer hat es untergemischt? Viele noch ungeklaerte Fragen und besonders schmerzlich in dem Wissen, dass er anscheinend mit „Freunden“ unterwegs war.

Die Andacht, bei der wir als loveLife Team mit unserem SoundSystem eingeschlossen Mikrophonen und musikalischem Hintergrund involviert waren, war sehr beruehrend und als der Jungenchor „One day we’ll all be in heaven and I’ll be wearing my golden shoes“ sangen und bei den gesummten Strophen mit Anekdoten an den Verstorbenen erinnerten, blieb kaum ein Auge trocken. Es war sehr ergreifend und Familie und nahestehende Freunde waren dankbar ueber jede anzulehnende Schulter.

Die Beerdigung fand am folgenden Samstag frueh morgens in Phokeng statt und eine grosse Trauergemeinde zog ueber das Feld zum Friedhof.


Am gleichen Samstag gab es allerdings auch die Hochzeit einer unserer ex-Mpintshis zu feiern, die fast das ganze Y-Centre zu dieser Festivitaet geladen hatte. Nach Schliessung des Centres gegen halb5 machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Haus ihrer Eltern. Es gibt in Suedafrika naemlich immer zwei verschiedene Orte, an denen gefeiert wird, zum Einen das Haus der Brauteltern und zum Anderen das der Braeutigamseltern. Da wir aber von der Braut eingeladen worden waren, konnten wir nicht zum viel naeher gelegenen Braeutigamshaus gehen.

Nach einer guten halben Stunde Fussweg gelangten wir zum Ort des Geschehens, beziehungsweise Ort des Ungeschehens, denn als wir ankamen war nicht sehr viel los, ausser ein paar aelterer Herren im Stuhlkreis mit „homebrewed bear“ und der zu wuenschen uebrig lassenden >Luka Brass Band<. Auch auf meine Bitte hin „Kekopa go batsameka pila!“ (please play nicely!) wurde es nicht wirklich besser. Doch auch unser Stuhlkreis weitete sich immer weiter aus, die DJs fingen an, House aufzulegen und bei uns ging langsam aber sicher die Party los. Es wurde getanzt, getrunken, gelacht. So wie das ja bestenfalls immer sein soll.

Typisch suedafrikanisch verliessen wir die Feier dann aber schon gegen 9 Uhr abends, die Gastgeberin war auch schon halb auf dem Weg ins Bett und unsere Gruppe teilte sich auf. Manche gingen noch hierhin, manche nach Hause und Yvonne konnte gluecklicherweise von Godfrey und Lesego ueberredet werden noch mit zu Petlele zu kommen, eine nahegelegene Tavern, in der man ungestoert und nett draussen sitzen kann. Waere es nicht um die Ueberredungskunst der beiden Herren gewesen, haette ich dann wohl auch um halb10 mein Kopfkissen gegruesst, denn alleine laesst mich ausi Vovo dann doch nicht gern ziehen.


Am Montag, den 23. Mai als ich gerade vom Seminar zurueckgekommen war und mich in der Thethe High School bei den Lehrern nach dem neusten Stand der Dinge erkundigen wollte, musste ich erfahren, dass es einen neuen Todesfall gab. Ein Junge der Abiturklasse war von Sonntag- auf Montagnacht an einer bisher noch ungeklaerten Krankheit verstorben.

Anscheinend ging es ihm schon seit dem vorangegangenen Mittwoch nicht gut und er hatte die lokale Klinik aufgesucht, wo man ihm allerdings aufgrund des Mangels an Medikamenten nur paracetamol mit nach Hause gab. Er fand keine weitere Untersuchung statt, er wurde nicht ins Krankenhaus verwiesen und fuer einen Arztbesuch war das Geld nicht vorhanden. Als sich dann am Sonntagabend sein Zustand verschlimmerte, er nur noch schlief und nicht mehr ass, trank noch redete, wurden die Familienangehoerigen doch besorgter, aber das Glueck einer Ambulanz genoss der Junge leider nicht mehr. Er verstarb in der selben Nacht.

Die Nachricht eines weitern Todes in dieser so kurzen Zeit erschuetterte uns alle sehr und Unglaeubigkeit und Angst machte sich breit. Gerade in der suedafrikansichen Kultur kommt bei solchen Vorkommnissen einfach der Verdacht auf >schwarze Magie< auf, vielleicht ist Thethe High School verhext oder verflucht...

Am morgigen Donnerstag wird also nach nur zwei Wochen der zweite >Memorial Service< stattfinden. Gestern kam mich deshalb ein enger Freund des verstorbenen Jungen um Hilfe bitten, er solle die Rede halten, aber wisse nicht, wie anfangen. So setzte ich mich mit ihm nach draussen und fing an ihn ueber besondere Charakteristiken seines Freundes zu befragen, was ihn so einen guten Freund machte, fuer was er bekannt war und welche Situationen ihm zu diesem einfielen. Er redete lange mit mir und erzaehlte mir eine Menge ueber seinen Freund. Daraufhin gab ich ihm Stift und Zettel und bat ihn, das Erzaehlte versuchsweise auf Papier zu bringen. Als ich seinen Text las, spuehrte ich schon, wie sich meine Augen mit Traenen fuellten. Ich half ihm dabei, die Rede zu gestalten und regte ihn zu einigen Veraenderungen an. Am Ende hatten wir sehr viele schoene Passagen, die es nur noch galt zusammenzulegen.

Morgen um 12 Uhr werden wir also erneut mit SoundSystem und Co. in die Schulhalle gehen udn ich ahne, dass es wieder sehr ergreifen wird.


Die einzige Frage, die ich mir jetzt noch stelle... Wie kommt es, dass ich seit meinem Aufenthalt in Suedafrika mit so viel Tod konfrontiert werde, wie bislang in meinem Leben nicht? Ist es die Dorfsituation, in der man viel naeher an allem dran ist? Ich weiss es nicht. Und neben den erwaehnten Faellen ist heute der Anruf eingegangen, die schwangere Freundin einer meiner Arbeitskollegen sei gestern bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ein anderer Bekannter hat erst vor drei Wochen sein Neugeborenes verloren und der anderthalbjaehrige Sohn unseres Theaterlehrers ist zu einer aehnlichen Zeit erkrankt und ebenfalls gestorben. Vier Schuelerinnen der Middle School haben einen Elternteil verloren und ein Schueler der High School seinen kleinen Bruder. Ich koennte jetzt noch ewig so weiter machen, aber darum geht es mir ja auch gar nicht. Es ist nur seltsam so permanent mit dem Sensemann konfrontiert zu sein, aber gleichzeitig auch interessant mitzuerleben, wie mit Verlusten umgegangen wird... „God has taken him/her for a reason... everything happens for a purpose... the world is still rotating and life goes on...there is nothing we can say or do...” Ich glaube, vermute, dass auch diese Art des Umgangs mit Tod und Verlust zum Teil mit der „mentality of struggle“ zu tun hat. Die Bevoelkerung hier sieht es quasi als ihr Erbe an, zu leiden und Schwierigkeiten zu haben. Nichts kommt einfach und schmerzlos daher und wenn doch, dann kann es nicht mit rechten Dingen zugehen.


Dies sind natuerlich nur subjektive Beobachtungen und meine klaeglichen Versuche, mir diese Welt begreifbarer zu machen und sie fuer meinereins zu erklaeren.