Samstag, 11. September 2010

Abschlussbericht

Das weltwärts- Jahr 2009/2010 von Anne-Sophie Waag



Das weltwärts- Jahr


Wenn ich heute an meine ersten Eindrücke Südafrikas denke, an das Vorbereitungsseminar, den Tag meiner Ankunft, das Ankunftsseminar, meine erste Nacht im Hause meiner neuen Familie, meinen ersten Arbeitstag im Projekt und natürlich noch vieles mehr, dann wird mir bewusst, wie schnell so ein Jahr vorübergeht, aber auch, wie viel sich in nur einem Jahr ändern kann.

Die Möglichkeit, am weltwärts- Projekt teilnehmen haben zu können, erscheint mir immer wieder als unheimliches Glück, als eine einmalige Chance, die ich jederzeit wieder ergreifen würde.

Das bedeutet nicht, dass so ein Jahr in weiter Ferne von Zuhause und in einer komplett fremden und neuen Umgebung immer einfach ist. Immer wieder gab es Momente, in denen ich mich ernsthaft fragte, warum ich mir das Ganze überhaupt „antue“. Ich begebe mich von meinem vertrauten, mehr oder weniger geschützten Umfeld in eine Welt, die ich nicht kenne. Ich sehe mich konfrontiert mit anderen Regeln, anderen Lebensweisen und anderem Gedankengut. Gerade zu Beginn schienen mir gewisse Abläufe in meinem Arbeitsumkreis oder im Alltag schwer nachvollziehbar. Gerade hier waren die Vorbereitung in Deutschland und das Seminar nach unserer Ankunft in Südafrika dann essenziell. Sie gaben mir den Anstoß und das nötige Wissen, Situationen aus einer Perspektive außerhalb von Wertungen zu betrachten und die Kulturbrille bestmöglich abzulegen. Aktiv versuchte ich, Stereotypen und vorgefertigte Bilder beiseite zu schieben und stattdessen Erlebnisse und Informationen frisch und ohne Vorurteile aufzunehmen und zu erfahren. Ich glaube auf diesem Wege hatte ich die Möglichkeit, sehr tief in die hiesige Kultur einzutauchen, Menschen nah kennenzulernen und ein Teil der Gemeinschaft zu werden.

Erste Begegnungen

Von meiner Gastmutter Yvonne Ntsimane und dem damaligen Jugendzentrumskoordinator (YCC) Oupa Molebatsi am Ankunftsabend sehr freundlich und warm empfangen, ging es schon am nächsten Tag gleich mit der Arbeit los und seitdem hatte ich eigentlich auch kaum wirklich frei. Ein loveLife (lL) Mitglied sein heißt nämlich auch, dass man neben der normalen Woche besonders am Wochenende, an Feiertagen und während Schulferien arbeiten muss. Denn gerade an solchen Tagen ist es am besten und effektivsten, Kinder, Jugendliche und überhaupt Menschen zusammenzubringen.

Meine erste Begegnung mit den anderen groundBREAKERn und Mpintshis war herzlich, die meisten waren sehr interessiert, fragten viel und freuten sich, dass ich da war. Eine meiner Kolleginnen aber war eher irritiert, unsicher und wusste nicht, wie sie mit mir umgehen sollte und was sie von der Ganzen Sache halten sollte. Es brauchte Zeit, Geduld und viele gemeinsam verbrachte Stunden, bis sie mich akzeptieren und wirklich aufnehmen konnte. Mit dem für mich zuständigen groundBREAKER – denn ich fing wie bei lL üblich als Mpintshi an – verstand ich mich auf Anhieb wunderbar und uns verbindet bis heute eine tiefe Freundschaft.

Herausforderungen I

Die zu Anfang vom Programmmanager (RCC) versprochene Einführung in lL verlief sich im Gewirr der Tage und so eignete ich mir das meiste Wissen selbst an. Mit den vorhandenen Büchern, durch das Implementieren an den Schulen, in Trainingcamps, durch Zuhören und Fragen lernte ich Stück für Stück lL, dessen Ziele und Ideale kennen. Während ich erst noch auf eine Initiative und Unterstützung von Seiten des lL Managements wartete, wurde mir mit der Zeit bewusst, dass es so nicht funktionierte und mich außerdem nirgendwo hinführend würde.

Ein fehlender Anstoß von außen kann Einen entweder in Stagnation versetzen oder aber ein Ansporn zur Eigeninitiative sein. Aus Schulzeiten war ich so wie auch viele meiner Arbeitskollegen gewohnt, bestimmte Aufgaben erledigen zu müssen. Es gab immer Druck von Lehrern oder vielleicht auch den Eltern, doch das fiel bei lL nun weitgehend weg. Der Druck, mit dem wir nun lernen mussten umzugehen, entstand eher auf kurzfristiger Basis, wenn zwei Stunden vor dem anstehenden Festival noch das Catering organisiert werden musste und Ähnliches. Berichte gibt es bei lL zwar zu schreiben, doch da es keine Konsequenzen hatte, wenn dies nicht geschah, geschah es eben häufig nicht.

Von Natur aus bin ich eigentlich kein Mensch, dem man ständig von hinten über die Schulter schauen muss, damit etwas passiert, aber trotzdem war es immer wieder eine Herausforderung, mich völlig auf meine eigene Antriebskraft zu verlassen. Rückblickend gesehen bin ich nun aber froh, dass es so kam, denn der erzielte Lerneffekt ist um einiges höher, wenn man sich die Dinge selbst erarbeiten muss. Wenn man sich jeden Morgen wieder zurückholen muss, warum man diese gewisse Arbeit tut und was man damit erreichen möchte.

Gleichzeitig ist das aber auch der Grund, warum doch viele an der Aufgabe scheitern und nach einigen Wochen oder Monaten die Organisation wieder verlassen. Vieles läuft oft nicht so, wie man es sich wünscht. Es braucht wirklich viel Eigenmotivation und Liebe für die Sache und die Kinder, um wirklich am Ball zu bleiben. Bei einer sieben- Tage- Arbeitswoche ist es auch oft nicht so einfach, den Motivationsgrad immer hoch zu halten. Übermüdung macht Einen leicht reizbar und ungeduldig, was in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr unvorteilhaft ist. Gegenseitige Unterstützung, eine positive Einstellung und der Spaßfaktor müssen also als Ausgleich vorhanden sein oder geschaffen werden.

Was bei uns noch fehlt, abgesehen von einem freien Tag in der Woche, ist die Gewährleistung von Transport und Nahrung. Mpintshis bei lL arbeiten eigentlich auf ehrenamtlicher Basis, erhalten also ungleich der groundBREAKER kein Stipendium über R880. In diesem Falle müsste das Centre aber meinem Erachten nach zumindest eine Mittagsspeise bereitstellen und eventuell benötigtes Kleingeld für die Anreise zurückerstatten. Denn am Ende zahlen unsere Freiwilligen sogar noch dafür, dass sie im Centre arbeiten.

Vom Office ins Y-Centre

Bis zur Eröffnung des Jugendzentrums hatte unsere lL Truppe einen Raum im nahegelegenen Kindergarten angemietet. Dieser diente als Treffpunkt und Anlaufstätte. Morgens versammelten wir Mpintshis und groundBREAKER uns dort, um gemeinsam zu den verschiedenen Schulen zu gehen und am Nachmittag kamen wir dort wieder zusammen, um unsere Programme nach- und vorzubereiten und einfach Zeit miteinander zu verbringen.

Die Fertigstellung des Zentrums war eigentlich auf Mitte September angesetzt, doch es zögerte sich dann doch noch auf zwei Monate hinaus und so fand der „Launch of the Bafokeng Y-Centre“ erst am 25. November statt. Das Budget für das Eröffnungsfestival wurde leider sehr kurzfristig um ein Vielfaches gekürzt, was die Feierlichkeiten auf den formellen Akt, einen Rundgang durchs Zentrum, die Vorstellung der lL Programme an den jeweiligen Stationen und ein Mittagessen reduzierte.

Überhaupt war die Periode vor der Centereröffnung geprägt von Missverständnissen und schwacher Kommunikation zwischen loveLife und der Royal Bafokeng Administration und eine Zeit lang sah es fast so aus, als würde das auf fünf Jahre angelegte Projekt scheitern. Nach etlichen Meetings wurde dann aber doch ein Konsens gefunden und das Vorhaben „loveLife in der Royal Bafokeng Nation“ durfte weiterlaufen.

loveLife Trainings / Camps


Über Dezember schlossen dann die Schulen für die Sommerferien und wir nutzten diese Zeit, um ein Radiostudiotraining zu absolvieren. Da ich nach dem Bewerbungsinterview Anfang des Monats als Radio- groundBREAKER für das kommende Jahr ausgewählt worden war, nahm ich an dem einwöchigen Training teil und bekam viel technisches und theoretisches Know-how rund um den Hörfunk. Den Abschluss bildete dann eine von uns in dieser Woche minuziös vorbereitete Radiosendung.

Das erwähnte Training war aber bei Weitem nicht mein erstes lL Training. Schon Ende August war ich auf das Mpintshi Camp auf der Nyati Lodge bei Brits gefahren. Ein Teambuilding- und Selbsterfahrungscamp, das ich sehr genoss. Einerseits, da Aufbereitung und Programmgestaltung genial waren, andererseits, da ich viele Kontakte knüpfen und neue Freunde finden konnte.

Im Oktober war ich dann Teil des Cluster- Trainings von North- West. Dies ist ein dreitägiges Sportcamp, das die besten Sportler auswählt, die bei den AllStarGames am Ende des Jahres die eigene Provinz vertreten sollen.

Einen Monat später wurde ich mit auf das groundBREAKER Abschlussseminar genommen, da der Regionalmanager wollte, dass ich in meinem Jahr alle Trainings miterlebt habe. So kam ich für eine Woche mit auf die Game Lodge in Pilanesberg, eine wunderbare Erfahrung. Das Seminar war sehr intensiv, da es sich mit unseren Zukunftsplänen und Wünschen auseinandersetzte. Daneben war auch der Naturaspekt ganz wichtig. Wir verbrachten nach einer Tageswanderung eine Nacht im Bush und schliefen mit abwechselnden „Wachposten“ ums Lagerfeuer herum. Immer wieder sollte uns bewusst werden, wie perfekt die Natur alles arrangiert hat und das es wichtig ist, auf sie zu achten und sich von ihr inspirieren zu lassen.

Über meinen Geburtstag am 11. Dezember musste ich mit meiner Gastmutter und unserem RCC zu den AllStarGames nach Van-der-Beij-Park fahren. Drei Tage verbrachten wir zwischen dem Sportcampus mit 2000 Teilnehmern und unserer Unterkunft, einem alten, inzwischen leerstehenden Studentenwohnheim ohne Betten, dafür aber vielen Kakerlaken. Auf vier Matratzen schliefen wir zu zehnt und auch sonst waren die Spiele, die Organisation dahinter und das Programm ein reinstes Desaster.

Wendepunkt I Weihnachtsferien

Für die Weihnachtsferien hatten die anderen weltwärts- Freiwilligen und ich uns für Cape Town verabredet, wo wir gemeinsam Heiligabend und Neujahr feiern wollten. Ich hatte gerade mein Busticket gekauft, als an demselbigen Tag mein südafrikanischer Onkel verstarb. Er, ein verrückter und liebenswerter Mensch, hatte mit bei uns im Haus gewohnt und sein plötzlicher Tod versetzte uns alle in Schock und Trauer. Da mir die Familie in der Zeit sehr ans Herz gewachsen war, entschied ich mich meine Reise nicht anzutreten und stattdessen in Luka zu bleiben.

Die Beerdigung des besagten Onkels fiel genau auf den 24. Dezember. Am Tag zuvor kamen schon viele der Familienmitglieder und Freunde zur Hilfe. Es wurde gebacken und gekocht, das Zelt errichtet und Stühle aufgestellt. Manche blieben die Nacht über auf, tranken Tee, aßen Kekse, sprachen, beteten und bereiteten die Speisen für den nächsten Tag vor. Früh am Morgen versammelten wir uns im Zelt zur Andacht und dann zog die Trauergemeinde zum Friedhof. Nach unserer Rückkehr wurde gegessen und die Gäste blieben da, um zusammenzusitzen und zu trinken. Noch Tage nach der Beerdigung hatten wir Besucher da, die wir bekochen und bedienen mussten. Es blieb für uns Angehörige eigentlich kaum Zeit zum Trauern. Nur in den kurzen Momenten des Aufatmens konnte ich spüren, wie traurig und schwach ich mich fühlte und dass ich die Nähe meiner richtigen Familie vermisste. An Heiligabend hatte ich den stärksten der zu Anfang geschilderten Momente, an denen ich mich sehnlich nach Hause wünschte.

Doch auch solche Tage gehen vorüber, ich habe gelernt mit einem solchen Schmerz umzugehen, ihn zu verarbeiten. Wichtig war für mich immer das Schreiben. Ein Tagebuch zu haben, dem ich alles anvertrauen kann und dann meine Familie, die ich zwar aufgrund der miserablen Verbindung selten anrufen, aber der ich in langen Mails meine Gefühle und Erlebnisse mitteilen konnte.

Rückblickend bin ich aber dennoch davon überzeugt, dass meine Entscheidung nicht in den Urlaub nach Cape Town zu fahren, die richtige war. Für die Beziehung mit meiner südafrikanischen Familie war die Zeit sehr wichtig und durch meine Anwesenheit zeigte ich ihnen, wie nah sie mir sind.

Jahresanfang

Und dann kam das neue Jahr 2010, ein von Südafrikanern so lange herbeigesehntes und mit Erwartungen erfülltes Jahr. Das Y-Centre kam langsam aber sicher in Gang. Wir groundBREAKER hatten unsere ersten Seminare, um auf die Programme trainiert zu werden, die wir mit unseren Mpintshis durchzuführen hätten und eine Arbeitswelle von Papierkram und Formalitäten brach über mich und meine Mit- groundBREAKER herein.

DED Zwischenseminar I


Anfang Februar fand das erstes Interim- Zwischenseminar mit dem DED statt, wofür ich das lL CORE I Training verfrüht verlassen musste. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich mich auf dem Seminar gerade zu Beginn außen vor gefühlt habe. Ich war in der Hälfte meines ww- Jahres angekommen und sicherlich auch an einem Punkt der höchsten Assimilation und Integration. Die südafrikanische Kultur war ein Teil von mir geworden und ich war unwillig, mit der Realität konfrontiert zu werden. Eine Realität, in der ich eben doch nur eine Freiwillige aus Deutschland bin, die für ein Jahr in das südafrikanische Leben eintauchen darf. Eine Deutsche mit vielen Privilegien und Möglichkeiten. Von den vielen südafrikanischen Jugendlichen, die ich kenne, hatten nur zwei davon selber die Chance, etwas Ähnliches wie ich zu erleben, während von meinen deutschen Freunden bestimmt die Hälfte mit Organisationen ins Ausland gegangen ist und die andere Hälfte in den meisten Fällen nicht am mangelnden Angebot scheiterte, sondern an sich selbst. Die Furcht einen Schritt ins Ungewisse zu wagen, übersiegte da letztendlich Neugierde und Reisedrang.

Als ich meinen ersten Widerwillen überwunden hatte, merkte ich, dass mir die anderen deutschen Freiwilligen doch sehr vertraut waren, dass wir Vieles miteinander teilten und uns gegenseitig in irgendeiner Art brauchten und unterstützen konnten. Der Austausch mit ihnen tat gut und relativierte so manches. Probleme und Ängste rücken in ein anderes Licht, wenn einem bewusst wird, dass man sich damit nicht alleine rumschlägt. Gerade mit Aleksander, der auch im lL Projekt, allerdings in Mpumalanga eingesetzt worden war, hatte ich intensive Gespräche und es ist erstaunlich, wie viele Parallelen sich in unseren Geschichten ziehen lassen.

Nach meiner Heimkehr vom Seminar war ich anfänglich etwas verwirrt, wurde jedoch von der Arbeit so involviert, dass mir nicht viel Zeit zum Grübeln blieb und ich schnell wieder in meine lL- groundBREAKER- Welt eintauchte.

Herausforderungen II

Im Y-Centre hatte sich die Mitarbeiterzahl aus den Zeiten in denen wir noch unser kleines Office im Kindergarten hatten, gut verdreifacht. Wo wir im Office normalerweise zu siebt arbeiteten, hatten wir im Jugendzentrum jetzt über 20 Freiwillige. Natürlich trägt die Mitarbeiterzahl und schneller Neuzuwachs zu erheblichen Veränderung in der Arbeitsatmosphäre, der Gruppenstruktur- und Dynamik bei. Das Ganze verschärfte sich zusätzlich dadurch, dass einige der neuen Mpintshis das Centre mit einer „Besserungsanstalt“ oder einem Rehabilitationscenter verwechselten. Sie waren nicht in der Lage ihr eigenes Leben unter Kontrolle zu haben, geschweige denn, den Kindern und Jugendlichen ein Vorbild zu sein und ihnen hilfreich zur Hand zu gehen. lL ist sicherlich immer auch für die Mitarbeiter eine Möglichkeit, das eigene Leben zu überdenken, sich mit sich selbst, seiner Zukunft und der Verantwortung für diese auseinanderzusetzen. Das Problem mit den besagten Mpintshis war allerdings, dass sie mit ihrem derzeitigen Leben nicht wirklich zufrieden waren, aber auch ungern Einbußen machen und keine ihrer Gewohnheiten wirklich aufgeben wollten. Hinzu kam, dass sie einen schlechten Einfluss auf einige unserer Mitarbeiter hatten, negative Stimmung verbreiteten und die Marke „loveLife“ missbrauchten.

Meine Mit- groundBREAKER, das Management und ich arbeiteten lange daran das Team zum Funktionieren zu bringen, doch die Mühe war vergebens. Nach wochenlangen Gesprächen, Versuchen und zweiten Chancen trat bei mir und meinen Kollegen die Resignation ein. Immer wenn es schien wir hätten es geschafft, kam der Rückfall. Uns erging es wie Sisyphos, mit dem einzigen Unterscheid, dass wir den Stein irgendwann am Fuße des Berges liegen ließen.

Wendepunkt II Osterferien

Es waren die Monate Februar und März, in denen die Frustration bei allen stark zu spüren war, doch auch auf vermehrtes Bitten hin, konnten unsere Centermanager sich nicht dazu durchringen, einen Schlussstrich zu ziehen. Am Ende löste sich das Problem erst, als die „Störenfriede“ nach den Osterferien von selber wegblieben. Seitdem müssen wir zwar immer wieder mit Motivationslosigkeit oder Faulheit unter den Freiwilligen umgehen, doch das ist allemal besser als der Terror, unter dem wir davor zu leiden hatten.

Die Osterferien stellen somit einen Wendepunkt für das Arbeitsleben im Centre dar. Doch auch für mich persönlich waren die zwei Wochen ganz besonders, da ich meine Familie nach acht Monaten Trennung endlich wiedersah.

Urlaub I

Wir traten gemeinsam eine wunderbare Südafrikareise an. ich hatte viel Zeit mit meinen Eltern und meiner Schwester verbringen konnte, zum Anderen, da ich bis dahin von Südafrika noch kaum mehr als Luka und Umgebung gesehen hatte. Die lL Trainings und Camps hatten mich etwas mit der North- West- Provinz bekannt gemacht, Potchefstroom und Brits lernte ich bei Besuchen von Bekannten kennen und Pretoria war mir vom Ankunftsseminar und Wochenenden bei anderen Weltwärtslern vertraut, doch mehr auch nicht.

Die Zeit mit meiner Familie war intensiv und nach dem Interim-Zwischenseminar wieder der erste richtige Kontakt mir meiner Heimat. Dieses Mal allerdings konnte ich mich schon besser darauf einlassen und es war auch eine Vorbereitung dafür, dass das Jahr langsam dem Ende zuging. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir vor meiner Ausreise nach Südafrika diskutierten, wann sie mich besuchen kommen sollten. Eher in der Mitte des Jahres über Weihnachten oder doch lieber früher oder später? Wir entschieden uns dann für einen späteren Termin, wegen meiner Bedenken, zwei schmerzreiche Abschiede überstehen zu müssen, wenn der Besuch auf die Mitte des Jahres fiele. Wenn sie erst gegen Ende meines Aufenthaltes zu besuch kämen, dann wüssten wir bei ihrer Abreise ja, dass es nicht mehr so lang bis zum Widersehen sei. Im Nachhinein hätte ich meine Familie aber doch gerne über Weihnachten hier gehabt, doch so etwas ist in der Theorie immer schwer einzuschätzen. Zumindest hat mir die weihnachtliche Erfahrung bewusst gemacht, dass ich diese Zeit nie wieder so einsam wie dieses Jahr verbringen, sondern meine Familie um mich haben möchte.

Natürlich beschränkte sich unser 14-tägiger Trip nicht nur auf die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern beinhaltete auch einen Besuch in Luka und Rustenburg. Vor dem Treffen meiner deutschen und südafrikanischen Familie war ich etwas nervös, doch es wurde sehr herzlich. Es wurde gleichzeitig aber auch deutlich, wie unterschiedlich man in den beiden Kulturen mit Gästen und Gast sein umgeht. Auf beiden Seiten war trotz der Freude am gegenseitigen Kennenlernen auch eine leise Unsicherheit zu spüren, doch glücklicherweise hatte ich meine Familie auf gewisse Gegebenheiten vorbereiten können.

Die Begegnung mit meiner wirklichen Familie hatte für alle Beteiligten einen klärenden Effekt. Am besten drückt diesen der erstaunte Kommentar eines kleinen Jungen aus, während meine Familie im Centre zu Besuch war. Er sagte förmlich: „Du hast ja wirklich eine Familie in Deutschland!“. So sehr mich die hier verbrachte Zeit Südafrika und den Menschen nahe gebracht hat, ich komme aus Deutschland und werde vorerst wieder dorthin zurückkehren.

Herausforderungen III

Mitte April waren die Ferien vorüber und der Alltag im Centre ging weiter: Arbeitsbeginn morgens um 8 Uhr, die Mpintshis in die Schulen zum lL- Unterricht begleiten, meine nachmittägliche Radioshow kreieren, Events fürs Wochenende vorbereiten, Festivals organisieren, Bürokratie erledigen, das Team bei Laune halten und gegen 18 Uhr abends nach Hause gehen. So in etwa sah, beziehungsweise sieht mein normaler Tag im Jugendzentrum aus. An manchen Tagen haben wir gute 160 Teilnehmer da, an anderen Tagen kommen nur 20 Kinder, um sich im Spielraum zu vergnügen und im Internet zu surfen. Die Nachmittagsprogramme laufen unterschiedlich gut und konstant. Eine Zeit lang trainierte ein Basketballteam täglich auf unserem Gelände, immer wieder gab es Versuche ein Volleyballteam zu starten, wir hatten schon Chöre und traditionelle Tanzgruppen, doch aus den verschiedensten Gründen hat bisher kein Team und keine Aktivität lange angehalten. Es liegt an uns Freiwilligen und unserer Organisiertheit oder Unorganisiertheit, aber auch an den Teilnehmern. Das Centre bietet eigentlich alles, was man sich wünschen kann, doch trotzdem haben wir immer wieder schwere Zeiten mit nur kurz angebundenen Kindern und Jugendlichen.

Es ist eine bestimmte Mentalität, die bei der kleinsten Schwierigkeit lieber das Handtuch wirft, als sich weiter abzumühen. Wenn nach dem anfänglichen Spaß beim Volleyballspielen das Training und die Technik gelernt werden muss oder wenn nach der ersten Faszination fürs Radio die Arbeit ab vom Mikrophon hinzukommt, dann geben viele leider auf, anstatt die Herausforderung anzunehmen. Das erlebe ich hier tagtäglich mit den Kindern und Jugendlichen, die ins Centre kommen, aber auch mit Freiwilligen, die im Centre arbeiten. Von uns Mitarbeitern gab es immer wieder gute Anstöße, doch bislang sind wir noch auf der Suche nach dem richtigen Weg. Wie können wir Kurse und Aktivitäten so gestalten, dass sie unsere Besucher anlockt aber gleichzeitig auch Inhalt vermittelt und lehrt? Unser Jugendzentrum steckt zudem noch in seinen Kinderschuhen und einiges muss wahrscheinlich erst ausprobiert werden bis wir in der Lage sind, ein anständiges und effektives Konzept darzulegen. Es wäre bestimmt nicht schlecht gewesen, wenn wir im Management gerade zu Beginn jemanden mit mehr Erfahrung gehabt hätten, der manche Sackgasse früher erspäht haben würde oder uns erst gar nicht hätte hereinfahren lassen.

Events

Am „Freedom Day“, den 27. April, der an die ersten demokratischen freien Wahlen in Südafrika nach Ende der Apartheid erinnert, hielt ich im Y-Centre das erste von mir alleine organisierte Event. Ich hatte einen >Fun Run For Freedom< geplant. lL Mitglieder und Teilnehmer kamen im Centre zusammen, um dann gemeinsam eine vorher bestimmte Route abzulaufen. Es ging bei der Aktion weniger um den sportlichen Teil, sondern um den Spaß an der Sache und um etwas Aufsehen zu erregen. Es funktionierte wunderbar. Eine Gruppe von kostümierten Jugendlichen und Kindern, die hüpfend und tanzend durch die Straßen zieht und Lieder aus den Zeiten der Freiheitsbewegung singt kommt in Luka dann doch eher selten vor. Völlig euphorisiert kamen wir nach einer guten halben Stunde wieder zum Jugendzentrum zurück, wo ich mit meinen Mpintshis noch ein kleines Programm zum „Freedom Day“ mit anschließender Filmvorführung von >Sarafina< und einem kleinen Mittagessen vorbereitet hatte.

Schon vier Tage darauf stand mein zweites Festival an, ein „40 Days Countdown“ zum World Cup 2010 Fußballevent. Mit Unterstützung meiner Mpintshis hatte ich schon vorher Fußballteams registriert und einen Spielplan erstellt. Doch am Vortag des 1. Mai teilten mir meine Kollegen dann mit, sie könnten am Samstag nicht anwesend sein, da sie im Tsitsing- Stadion (während der WM die offizielle „public viewing location“ der Royal Bafokeng Nation) arbeiten würden. Meine Enttäuschung war groß und vor allem wusste ich nicht, wie ich das Ganze am nächsten Tag alleine handhaben sollte. Doch für eine Absage war es schon zu spät und ich wollte auch die Sportler nicht gerne enttäuschen, deren Vorfreude immens war.

So fand ich mich Samstag, den 1. Mai, abgesehen von Yvonne (General Assistant), nur mit einer einzigen Kollegin im Y-Centre. Wir bereiteten alles vor, stellten die Fußballtore auf und harkten das Volleyballfeld, das wir für Beach- Soccer verwendeten. Als die Kinder angeströmt kamen, waren wir zwar gut vorbereitet, aber personell komplett unterbesetzt: Einer sollte bei den älteren Fußballspielern hinterm Y-Centre sein, jemand musste vorne bei den kleinen Fußballern anwesend sein, einer sollte das Kicker Tournier im Games Room leiten und ich hatte eine Diski Dance Session mit den Mädchen geplant. Doch dann kam uns glücklicherweise die gute Idee, unseren älteren Teilnehmern verantwortungsvolle Rollen zuzuschreiben. So ernannten wir zwei Jungen, die regelmäßig und seit langer Zeit das Centre besuchen, als Schiedsrichter. Schon schnell gesellte sich zu ihnen ein weiterer Freund, der sich als geborener Kommentator entpuppte und da das Sound System aufgebaut war, moderierte er die stattfindenden Spiele live mit Mikrophon über unsere Lautsprecher. Meine Kollegin managte den Games Room, ich konnte meine Tanzsession halten und alle waren zufrieden. Die Finalspiele der Älteren und Junioren schauten alle Teilnehmer gemeinsam an woraufhin die Siegerehrung stattfand, bei der wir auch unseren engagierten Schiedsrichtern und Kommentatoren lL T-Shirts als Dankeschön überreichten.

Was ich aus diesen beiden Events gelernt habe ist, dass gute Vorbereitung essenziell ist, doch gleichzeitig Spontaneität und Kreativität nicht fehlen darf. Nicht alles kann geplant werden, so wie beispielsweise mein >Fun Run< am 27. April beinahe buchstäblich ins Wasser gefallen wäre. Ein Plan B kann also auf jeden Fall hilfreich sein und ein offener Blick für neue Ideen oder kleine Abweichungen sowieso.

Urlaub II


Vom dritten bis zum siebten Mai lud ich meine Gastmutter auf eine Reise nach Cape Town, ihre Lieblingsstadt, ein. Leider waren wir beide gesundheitlich etwas angeschlagen, doch wir genossen unseren gemeinsamen Urlaub sehr und verbrachten eine sehr entspannte und schöne Zeit gemeinsam. Wir sind uns in dem Jahr sehr vertraut geworden, von Anfang an lehrte sie mich alle wichtigen Verhaltensregeln, nahm mich überall mit hin und schaute sehr nach mir. Manchmal vielleicht etwas zu viel, ich war in meiner Bewegungsfreiheit schon ziemlich eingeschränkt und ohne sie konnte ich wenig alleine unternehmen, aber das zeigt natürlich gleichzeitig auch, dass ich ihr wirklich wichtig bin. Sie wollte mich so wenig wie möglich Gefahren oder unwünschenswerten Ereignissen aussetzen wie möglich und manches kann ich auch erst jetzt wirklich verstehen. Trotzdem habe ich meine Freiheit oft vermisst und musste mich manchmal ganz schön zurückhalten. Mit der Zeit habe ich gelernt, die Situation zu akzeptieren, aber das konnte ich auch nur, da ich wusste, es würde nicht für immer sein.

DED Zwischenseminar II


Nur eine Woche nach unserer Rückkehr musste ich wieder aufbrechen, nun aber gen Osten nach Mpumalanga, wo im Desmond Tutu Centre For Leadership bei White River das zweite Zwischenseminar mit dem DED stattfand. Im Unterschied zum ersten Zwischenseminar waren wir dieses Mal eine kleine, gut überschaubare Gruppe, was die Arbeit um einiges angenehmer und intensiver gestaltete. Neben einem Programm, das viel Zeit für Einzelgespräche und privaten Austausch ließ, hatten wir einen unvergesslichen Besuch des Krüger Nationalparks. Am letzten Seminartag hatten wir drei sehr interessante Themenblöcke zu der politischen Lage Südafrikas, zu den Herausforderungen eines Entwicklungshelfers in Mpumalanga und zum Thema Journalismus, eingehend auf mögliche Besuche von Sportjournalisten an unseren Einsatzplätzen während der Weltmeisterschaft.

Ansonsten war der Mai war geprägt von Fußball und der Vorfreude auf die Weltmeisterschaft. In den Schulen fing die Examenzeit an und wir von lL waren mehr mit Hausaufgabenbetreuung und Lernhilfe beschäftigt, als mit den eigentlichen lL Programmen.

Herausforderungen IV / World Cup


Die Tage bis zum 11. Juni waren sehr anstrengend und die Stimmung war angespannt. Wir freuten uns alle auf die WM, doch unser in vielen Meetings ausgearbeitete Ferienplan stand auf der Kippe: Wir fanden zufälligerweise heraus, dass von der Royal Bafokeng Administration in der Schule neben unserem Centre ein Programm für alle Schüler Lukas geplant worden war, was natürlich automatisch mit unserem Ferienplan in Konkurrenz stehen würde. Mit dem einzigen Unterschied, dass das Bafokeng- Programm verpflichtend sei.

Ein weiteres Problem war unsere immer noch nicht installierte Satellitenschüssel. Der Tag des Kick- Off kam näher und wir waren immer noch ohne Fernsehverbindung. Am 11. Juni hieß es dann, die Techniker kämen gegen Mittag und hätten bis 16 Uhr bestimmt alles fertig installiert. Auf Glühenden Kohlen hockend, verharrten wir bis einige Minuten vor Anstoß und baten unser Management dann flehend uns doch heimgehen zu lassen, wir dürften das erste Spiel nicht verpassen. Wir wurden entlassen und rannten so schnell wie wir konnten vor die Fernseher.

Am vierten Spieltag erreichten dann die so lange versprochenen Installateure und in kürzester Zeit war alles zum Fußballschauen bereit. Erleichterung machte sich unter uns lL Mitgliedern breit und von diesem Tag an liefen alle Spiele bei uns auf Leinwand. Was mich allerdings immer noch erstaunt ist, dass das Interesse relativ schnell abgeflacht ist. Während die Aufregung gerade vor der WM unglaublich hoch war, trat mit der Zeit eine Art Ernüchterung ein. Besonders nachdem Südafrika in der Vorrunde ausgeschieden war, wurden die Vuvuzela- Klänge, die zuvor fast unerträglich zu jeder erdenklichen Tageszeit ertönten, immer rarer. Manche Menschen fingen sogar an, ihre Flaggen wieder von den Autos und Türen zu nehmen und ehe die Halbzeit der WM erreicht worden war, schien es oft so, als sei die Weltmeisterschaft schon vorbei. Das gleiche Phänomen sah ich auch im Centre, wo die Zahl der Schaulustigen permanent abnahm. Manche Partien scheinen von Vorneherein keinen Anreiz für die Kinder und Jugendlichen zu haben doch selbst Brasilien und Ghana zogen am Ende nur noch eine Handvoll Fernsehzuschauer an.

Für mich persönlich war der World Cup ein einmaliges Erlebnis. Ich genoss die Übertragungen mit meinen lL Kollegen und Freunden im Centre und natürlich besonders die Stadionbesuche. Über verschiedene Kontakte hatte ich vier Mal die Chance, Weltmeisterpartien live mit anschauen zu dürfen und die Stimmung im Stadion war immer überwältigend und mit den richtigen Leuten an meiner Seite konnte ich 90 Minuten lang durch singen und tanzen und die besondere Atmosphäre genießen.

Journalistenbesuch / World Cup


Ein besonderes Ereignis während der WM war der Journalistenbesuch aus Deutschland bei uns im Jugendzentrum am Donnerstag, den 17. Juni 2010. Zehn Tage zuvor hatten Tork Liebezeit und Christian Zange das Centre Management und mich aufgesucht, um einen eventuellen Besuch der deutschen Sportpresse anzukündigen und ein paar Informationen im Vorrein abzuklären.

Am Dienstag vor dem tatsächlichen Besuch erhielt ich dann einen Anruf von Norbert Herrmann mit der Frage, ob wir denn für einen Journalistenbesuch am Donnerstag vorbereitet seien. Eigentlich sei eine Visite im Orange Farm Centre geplant, doch das könnte sich ändern. Ich stimmte zu und am folgenden Tag wurde der Besuch dann bestätigt und die Anreise geplant. Da wir auf dem Dorf keine Straßennamen und kaum Ausschilderungen haben, war der Aufwand groß, eine verständliche und sichere Streckenbeschreibung zu liefern, doch nach etlichen Telefonaten klappte es dann doch. Mein Stresslevel blieb allerdings hoch, da wir Energieversorgungsprobleme hatten und fast täglich der Strom für einige Stunden ausfiel. Unser Centre ohne funktionalen Computerraum, ohne Musikbeschallung und live ausgetragenem Radioprogramm ist bestimmt nur halb so lebendig und interessant.

Am besagten Donnerstag ereignete sich dann das Befürchtete gleich morgens um halb neun. Aus Erfahrung wusste ich, dass ESKOM im Normalfall nach vier Stunden kommen und das Problem beheben würde. So hoffte ich also auf einen späten Besuch der Journalisten. Am Morgen hatten wir unser Gartenprojekt „Take Back The Future“ laufen und als die Kinder gegen 14 Uhr vom Ferienprogramm in unser Centre hinüberkamen, lief der Strom wieder durch die Boxen. Während wir einige Spiele begonnen hatten und draußen auf dem Basketballfeld den Diski Dance tanzten, kam der Bus aus Pretoria an. Ich nahm die Journalisten und Begleiter vom DED in Empfang, führte sie durch unser Jugendzentrum und versuchte alle Fragen interessant und detailgetreu zu beantworten. Manche Journalisten sonderten sich ab und erkundeten die Umgebung von selbst, andere blieben ständig an meiner Seite. Mit dem Herren vom Bayrischen Rundfunk hatte ich noch ein längeres Einzelinterview, welches sehr intensiv und manchmal nicht ganz einfach war, doch auf hohem Niveau geführt wurde und mir Meinungsfreiheit ließ.

Erst als der Bus und seine Insassen sich nach zwei Stunden wieder von mir und dem Centre verabschiedeten, kam eine Welle von Erleichterung über mich. Es war gut gelaufen und die Besucher schienen bei ihrer Abreise zufrieden.

Die an den darauffolgenden Tagen in verschiedenen Zeitungen erscheinenden Artikel zu lesen, war unterschiedlich amüsant, ernüchternd und beglückend. Manch einer hatte versucht, Probleme da entstehen zu lassen, wo es keine gibt, manch anderer hatte Informationen ungenau wiedergegeben und nur wenige haben ein Bild dargestellt, das dem meinigen entspricht. Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen wollte.

Abreise / Abschied

Inzwischen ist mein letzter Monat in Südafrika angebrochen und ich werde eigentlich tagtäglich mit meiner nahen Abreise konfrontiert. Bekannte, Familienmitglieder und Freunde sprechen mich immer wieder darauf an: Warum ich überhaupt ausreise, wann ich wiederkomme, was ich ihnen dalasse, wie viel ein Flug nach Deutschland koste und ob ich sie nicht als Handgepäck mitnehmen könne. Es macht mich einerseits glücklich zu merken, dass es hier Menschen gibt, die mich lieben und schätzen und wirklich vermissen werden, aber das macht den Abschied natürlich auch schwerer.

Meine derzeitige Stimmung erinnert mich stark an das Gefühl vor meiner Ausreise nach Südafrika. Einerseits die Freude, andererseits die Trauer und tiefer Schmerz. Endlich habe ich mir hier etwas aufgebaut, habe Freunde und meinen Platz gefunden. Dies alles soll ich jetzt einfach so hinter mir lassen und zurück in Deutschland wieder von vorne beginnen? Zugleich ist mir auch bewusst, dass ich zurückkehren muss, möchte. Und ich freue mich ja auch auf die neue Herausforderung, auf mein Studium, auf einen weiteren wichtigen Schritt in meinem Leben. Meine Erfahrungen in Südafrika werde ich nie vergessen und ich bin mir sicher, dass ich in irgendeiner Form wieder herkommen werde, ob als Teil meiner Universitätsausbildung oder nach Abschluss des Studiums.

Vielen Freunden und Familienmitgliedern würde ich so gerne einen Besuch oder Aufenthalt bei mir in Deutschland ermöglichen, ihnen meine Heimat zeigen, so wie sie mir die ihrige zeigten, doch momentan weiß ich noch nicht, wie das anstellen. Meine Eltern haben angeboten, eine Reise für meine Gastmutter, einen Gastbruder oder Freund zu unterstützen, doch es beschränkt sich hierbei auf ein oder zwei Personen.