Donnerstag, 29. April 2010

die ReiSA (Part III)

TAG VIII

Der Garden Route folgend, ging es vorbei an Knysna, mit einem Zwischenstopp im „Knysna Elephant Park“ kurz vor Plettenberg Bay. Dieser Park beherbergt an die 20 Elephanten und beitet diverse Programme an. Man kann eine begleitete Tour zu den Elephanten machen, mit der Moeglichkeit diese zu fuettern, zu streicheln und zu beobachten. Es gibt auch Sonnenuntergangstouren bei denen man auf den Elephanten durch den Park reitet und sogar das Angebot eine Nacht neben dem Elephantenstall zu schlafen (na ja, es riecht ja schon ziemlich penetrant, aber wer die Erfahrung mal gemacht haben moechte...). Wir machten erstere Tour mit und das Erlebnis neben einem Elephanten gestanden zu haben, seine raue und doch so zarte Haut beruehrt zu haben und die beruhigende Aura dieses faszinierenden Tieres eingeatmet zu haben, beeindruckte mich sehr. Unser Tourguide klemmte auch gleich an unserer Seite, erzaehlte uns alles moegliche zu seiner Karriere in der „Elephant Industry“, zu den Elephanten selber und was sonst noch so kam.

Am spaeten Nachmittag des „good friday“ (Karfreitag) erreichten wir das Bloukrans BP am Tsitsikamma National Park, gleich hinter der Storms Rivier Bridge, der hoechsten Bungeejumpingbruecke der Welt!
Dieses Backpackers stellte sich als Bungaloo- und Caravancamp heraus, schoen in der Natur gelegen... Schoen ja, aber wirklich in der Pampa und wir hatten nicht ans Self Catering gedacht. Da auch noch ein Feiertag, wurde das naechtliche Mahl eine heisse Angelegenheit, wobei das einzig offene Lokal im Hotelferienort Storms River, bestimmt 15 km weiter lag.

TAG IX

Ein unvergessliches Erlebnis ist auch der Tsitsikamma National Park, aufregend zwischen steilen Berghaengen und der wilden Steinkueste gelegen. Nach einem leckeren Fruehstueck mit einzigartigem Panorama auf dieses Naturspektakel gingen wir unsere 4-stuendige Otterer Trail Wandertour an. Durch Waldwege und ueber Felsenkliffen bahnten wir uns unseren Weg unserem Ziel, dem Wasserfall, entgegen. Es war aufregend und manchmal auch beaengstigend. Ein falscher Schritt koennte nicht nur eine dicke Beule bedeuten...

Der Wasserfall... aehaem... dazu jetzt nicht viel mehr, aber es war doch eher ein Rinnsal. Nichtsdesdotrotz war das Gefuehl dieses Gebiet eigenfuessig erklommen zu haben, grossartig! Und der Hoehepunkt unseres Ausflugs ereignete sich dann als wir schon wieder fast am Ausgangspunkt angekommen waren und nur eben auf dem Rasenzaun verweilten, um den Anblick der scheonen Landschaft noch etwas zu geniessen: Da entdeckten wir einen Schwarm von Delphinen gleich vor unserer Nase im Wasser herumtollen, mit den Wellen spielend sichtlich Spass daran habend. Es war das erste Mal, dass wir diese Tiere in der freien Wildbahn gesehen haben und es war ein so beglueckendes Erlebnis!

TAG X

Nach einer etwas laermenden Nacht, unsere Bungaloo Nachbarn hatten eine Party veranstaltet und die Mucke ganz gut aufgedreht, fuhren wir nach Port Elizabeth, den Endpunkt unserer suedlichen Suedafrikatour. Die Autorueckgabe war komplizierter, als gedacht, doch zum Glueck hatten wir viel Pufferzeit eingeplant gehabt und damit konnten wir alles gut schaffen. Ostersonntag, Feiertag, graues Wetter und die Stadt war wie ausgestorben. Einige Menschen, die zur Kirche eilten, ein Gottesdienst mit Lautsprechern durch die Fenster eines Hauses, ein paar Wachleute und KFC, der einzige noch offene Laden in der Hauptstrasse. In einem sehr heruntergekommenen Shop kauften wir noch etwas Wasser und Saefte fuer die Fahrt, wobei – aus Sicherheitsaspekten – der Kuehlschrank bei jedem Oeffnen einen grellen Sirenenton ausloeste... fuer Unentschiedene Kunden wirklich eine Qual!

Als wir dann endlich mit unseren 7 Sachen in der Shosholoza-Meyl sassen, war das Aufatmen gross. Unser Kellner war mal wieder ein verrueckter Kautz, der mehrere Male die Essensbestellung aendern musste, sich dann wieder vergewissern wollte und uns am Ende 2 Stunden mit knurrenden Baeuchen sehnsuechtig warten liess.

Die Fahrt ging dann eigentlich ganz gemaechlich von dannen, wir schliefen und nach einem, untypisch fuer suedafrikanische Verhaeltnisse, ungesuessten loeslichen Kaffee am naechsten Morgen, waren wir dann auch schon gegen 10 AM in Johannesburg angekommen. Dort hatten wir noch mal Glueck im Unglueck, da die Autovermietungen alle geschlossen hatten, ein Mitarbeiter von AVIS uns dann aber doch weiterhelfen konnte.

Diesmal im beigen Wagen ging unsere Reise direkt nach Rustenburg weiter. Unsere Unterkunft in Kroondal gefiel usn richtig gut und haette es nicht geregnet, waere der Garten und die suesse Anlage bestimmt schoen zum Entspannen gewesen. Aber auch so erfreuten wir uns an unseren Raeumen mit eigenen Baedern, Fernsehen, Tee,...

In der Waterfall Mall in Rustenburg assen wir unser erstes Mal an diesem Tag, kauften noch etwas Kuchen und Milch ein und fuhren dann am Nachmittag mit den Mitbringseln und Suessies nach Luka. Es war so witzig die beiden Familien aufeinandertreffen zu sehen, auch wenn leider die Healfte meiner suedafrikanischen Familienmitglieder nicht anwesend waren – Ferien bei den Eltern, Arbeit. Wenn wir wahrscheinlich bei gutem Wetter auf der Terasse gesessen haetten, tummelten wir uns nun waehrend des Unwetters in der kleinen Kueche, tranken Tee und assen Schokoladenkuchen im Scheine des Kerzenlichts, die Elektrizitaet war mal wieder ausgefallen.

TAG XI

Bevor wir zurueck nach Johannesburg fuhren, besuchten wir gemeinsam noch den Stolz loveLifes, das Bafokeng Y- Centre in Luka. Der Empfang war freudig aufgeregt und die Stimmung war toll. Milena, Dorothea und Martin bekamen dann auch noch je ein lL T-Shirt und eine lL Squeeze Bottle als Erinnerungsgeschenk von Yvonne.

Ein kleiner Rundgang im Rustenburg Zentrum lag mir auch noch am Herzen, da die Mall doch eher die „upper class“ beherbergt, die den Ostermontag damit verbringt, durch die Laeden zu schlendern, ein Steak zu essen und vielleicht ins Kino zu gehen. Das Zentrum hingegen ist von Africanern besiedelt, die Geschaefte sind die gleichen Ketten, wie in der Mall, aber sichtbar heruntergekommener und der Baustil Rustenburgs laesst ja sowieso zu wuenschen uebrig, es ist schon eine ziemlich haessliche Stadt. Begeisterung oder Mitleid (beides irgendwie) riefen die Taxis auf, mit denen sich hier die africanische Bevoelkerung + ich von Ort zu Ort bewegt. Besonders im Sommer sind sie eng, heiss und stickig und groesster Schrecken sind die „africanischen Frauen“, wobei ich mich nur auf die Figur beziehe: Je groesser der Hintern, desto weniger Platz bleibt dem Sitznachbarn  Aber das ist alles reinste Gewoehnungssache.

Johannesburg und Auto... uhlala. Gar keine so softe Angelegenheit, doch wir schafften es dann doch ganz gut unsere letzte Herberge zu finden.

Und mal wieder wurden wir auf die Probe gestellt. In etlichen Internetportalen und beiden unserer Stadtfuehrer gelobt, war das Gemini BP ein Graus: Umbau, Geruempel, Stinkestinke,... Waehrend wir in Cape Town noch eine Nacht brauchten, um dem fuer uns unpassenden BP den Ruecken zu kehren, waren wir nun schon geschulter und handelten sofort. Nach einigen Telephonaten konnte ich uns im „Don Suite Hotel“ (die erste nur von Africanern gefuehrte Hotelkette) eine Unterkunft sichern. Wir wussten nicht, was uns erwarten wuerde, doch besser als das vorherige konnte es ja nur sein. Wir wurden positiv ueberrascht. Als wir die Tuer zu unserem Reich oeffneten, erwartete uns eine gemuetliche Suite mit Kuechenzeile, Arbeitsecke, Wohnzimmer mit Tisch, Sofas und Fernsehen und Schlafzimmer. Wir waren voellig aus dem Haeuschen und unsere Stimmung stieg betraechtlich. Hungrig aber erleichtert gingen wir dann in die um die Ecke gelegene Rosebank Mall, ein angenehmes Oertchen im sonst so hektisch treibenden Johannesburg.

TAG XII

Um Johannesburg etwas besser kennenzulernen, fuhren wir mit dem Auto nach Newtown ins Zentrum der Stadt. Wir parkten auf dem Parkplatz des Afrika Museums, das noch verwirrender und langweiliger als das in Cape Town war. Es gab keinerlei Struktur, Ausstellungsstuecke standen nur verloren in der Gegend rum ohne jegliche Bezuege oder Erklaerungen und der Teil zur Wahrheits- und Versoehnungskomission war auch im Umbau. Enttaeuschend.

Weiter ging es von dort zu Fuss durch die Innenstadt: MaChinas, Somalis, Inder und Pakistani mit ihren Shops, tausendmal die gleichen Decken zum Verkauf. Ein Ladenbezitzer wies uns darauf hin, immer in der Gruppe zu bleiben, unsere Taschen vorne zu tragen und nicht wie Touristen zu wirken... na ja, etwas kompliziert als einzige Weissnasen in der Gegend. Wir kamen zum Carlton Centre, wo man zum Africa Panorama mit dem Fahrstuhl in den 50. Stock hochfahren kann und eine gute Aussicht ueber Joburg und Umgebung hat. Am Ticketschalter war der Hinweis, man solle nicht eher gehen, bevor man ein Ticket ausgedruckt bekommen haette, doch die unfaehige Dame am Schalter erklaerte uns nach einem stressigen Geldwechselgerangel, dass die Druckmaschine kaputt sei. Dann halt doch ohne Ticket hoch. Interessierte aber auch niemanden weiter.

Der tag verlief auch weiterhin nicht so berauschend. Wir hatten die Idee eine spezielle Galerie in der Uni von Witwatersrand zu besuchen. Zunaechst afnden wir den richtigen Eingang nicht, dann musste Martin seinen Pass vorzeigen und seine Unterschrift geben. Durch eine staehlerne Drehtuer gelangten wir in das komplexe Unigebilde und ab in den Fahrstuhl, wir sollten ins Basement I fahren. Ja, aber wo ist das blos? Als der Aufzug sich immer wieder mit neuen Gaesten belud und wir nie an einem Basement I vorbeikamen, fragte ich eine unserer Mitfahrerinnen. „Oha, okay, now listen. You have to go to the ground floor, then the steps up, to your right, turn 145% to north-west...” Na ja, uebertrieben, aber ich verstand mehr oder weniger Bahnhof. Nach einer komplizierten Prozedur fanden wir dann eeeendlich die Galerie . Schade eigentlich, haette uns ja vielleicht auch schon jemand am Eingang sagen koennen. Doch damit war unser Uniausflug noch nicht beendet, denn der Weg ins Jenseits, also Ausseits, also nach draussen halt, war mindestens so verrueckt wie in die andere Richtung: Eine Tuer geoeffnet, geschlossen und wir stecken im Irgendwo fest, eine Dame um das Oeffnen der Tuere gebeten, diese laesst uns am anderen Ende raus, dort wollen wir durch das Gatter nach draussen, doch der Wachmann macht erstmal eine kleine Frage-Antwort-Runde mit uns durch: Wo wir herkaemen – Aus der Uni die Galerie besuchen –, Wo wir hinwollten – nach draussen –, Wie wir hier hergekommen seien – Mit dem Auto –, Wo wir das Auto gelassen haetten – Na da doch –, Tjotjotjo, ok you can pass and good luck for your car *haha*!
P.S. Das Auto war noch da! Puh!

TAG XIII

Wir nahmen uns den ganzen Tag, um das Apartheidsmuseum zu besuchen. Und das war eine gute Entscheidung, denn das Museum hat einiges zu bieten, viel zum Lesen, viel zum Scahuen, viel zum Hoeren und besonders viel zum Denken. Wir waren uns einheitlich einig darueber, dass sich Johannesburg doch gelohnt haette, das Museum hat uns wirklich beeindruckt und beruehrt.

Besonders mir wurde bewusst, wie krass es ist, dass ich hier in Suedafrika als Weisse in einer von nur Schwarzen bewohnten Gegend leben kann, mit Freude empfangen wurde, wie eine Schwester aufgenommen und behandelt werde. Nach Allem was passierte. Natuerlich, ich persoenlich hatte mit der Apartheidsgeschichte ja gar nichts zu tun und trotzdem sitzen solche Wunden ja tief. Man denke an den zweiten Weltkrieg und seine Folgen, die Mauer und Spaltung Europas. Solche Einschnitte sind nicht einfach zuzukleben und trotzdem muss es auch weitergehen.

Bei allen Vorbehalten gegenueber des Weltwaerts Programmes, den Problematiken und Fragen, die es hervorruft, empfinde ich es (nur aus meiner Sicht und auf mich bezogen) als eine riesen Bereicherung. Zwei sonst so ferne Kulturkreise lernen sich auf langem Zeitraum kennen, wir lernen uns besser zu verstehen, andere Verhaltensweisen zu akzeptieren oder besser nachvollziehen zu koennen und besonders wird deutlich, dass usnere hautfarbe reine Pigmentangelegenheit ist und wir am Ende alle Menschen mit Sehnsuechten, Freuden, Vorlieben und Wuenschen sind. Ubuntu. Motho ke motho ka batho. (Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen). Wie wahr und doch oft so missbraucht.

TAG XIV

Der Abflugtag. Von dem Achterbahngekreische aus Joburgs Vergnuegungspark am Vortag angelockt, gingen wir am Freitag nach „Gold Reef City“ (neben dem Apartheidsmuseum gelegen). Das erste Mal ueberhaupt, dass wir als Familie so ein Karussellkabinett zusammen besuchten, das erste Mal, dass Milena in den Genuss einer Doppellooping- Schrauben- Kopfueber-Achterbahn kam. Nach anfaenglichem Zoegern mussten wir uns diesen Spass dann auch gleich zwei Mal antun, doch nach dem vierten oder fuenften Lunapark-Geraet riet uns unsere Schnecke (die ist im Innenohr fuer das Kreislaufsystem zustaendig) zur Ruhe, besonders da mein Schwesterchen ja noch einen 12-stuendigen Flug vor sich hatte. Euphorisiert traten wir dann gegen 15 Uhr die fahrt zum Flughafen Johannesburg an, der seltsamerweise nirgendwo ausgeschildert war... and the World Cup is only around the corner.

Donnerstag, 22. April 2010

die ReiSA (Part II)

TAG VI

Unsere Reise ging im Renault Logan (ein ziemlich oedes Auto mit relativ wenig Platz und kaum Zugkraft) nach Stellebosch in das bekannte suedafrikanische Weingebiet weiter. Aus einer sehr langen Liste von Wine Estates suchten wir uns zwei heraus, wo wir im Laufe des Nachmittages Weinverkostungen machen wollten.

Die erste Weinfarm, die wir aufsuchten, „Peter Falke“ (ja genau, der Strumpfhosenmann), war sehr einladend und gemuetlich gestaltet, man konnte draussen auf Sofas unter einem Sonnenschutz sitzen oder sich auf einen der bequemen Sandsaecke flaetzen. Die Weine waren zwar nicht so der Renner, aber das Anwesen sehr zu geniessen.

Weiter fuhren wir zum Nethlingshof, wo uns eine suesse, etwas unsichere junge Frau bediente. Man konnte ihr anmerken, dass ihr die Weinbeschreibungen: „ja, it’s a very spicy wine with a plummy taste. U can drink it with red meat , ja, aeh, and it’s very spicy...“ sehr spanisch vorkamen. Die Anlage des Weinguts war zwar nicht so entspannt wie erstere, dafuer gab es hier aber einige sehr gute Weine zu kosten und das Ausspucken fiel mir deutlich schwerer.

Frohen Mutes fuhren wir zurueck ins Staedtchen und suchten uns beim Spaziergang schon ein nettes Restaurant fuer den Abend aus. Es sollte sich als absoluten Gluecksgriff erweisen, denn das „BIG EASY“ in Stellenbosch auf der Dorpstreet war Genuss pur: Hausgemachtes Brot und Butter, feinste Saucen, zartes Lamm, wuerziges Curry, ... Wir waren einfach nur hingerissen und erfreuten uns an den Gaumenfreuden.

TAG VII

Am siebsten Tage ging unsere Reise weiter Richtung Osten nach Mossel Bay, ein Ort am Indischen Ozean. Waehrend der Strand sehr suess anmutete, beruehrte uns die Stadt seltsam. Die Apartheid war irgendwie noch ganz stark zu spueren, nach Ladenschluss waren keine Africaner mehr zu sehen, sie waren wohl alle ins Township gefahren und zurueck blieb nur eine recht ausgestorbene Innenstadt. Auch das „Fisherman’s King“, wo wir noch ein letztes Mal frischen Fisch zu geniessen hofften, war eine grosse Enttaeuschung. Zudem fuehlten wir uns in der Gaststeatte und unter den Lokalgaesten ueberhaupt nicht wohl, die Athmospheare empfand ich als unangenehm „pifke“ (so wuerd ich das nennen).

die ReiSA (Part I)

Und auch hier ist natuerlich wieder viel passiert mit zwei Wochen Osterferien vom Feinsten!

TAG I

Die Reise begann fuer mich am Freitag, den 26. Maerz, als ich mit am Abend zuvor gepackten Trolli gegen 15 Uhr das Y- Centre in Luka mit dem Taxi nach Rustenburg verlies. Dort stieg ich in mein Anschlusstaxi nach Pretoria, wo ich lieberweise in der JungenWG von Mark und Mbatjiua fuer eine Nacht unterkommen konnte. Abgeholt, Abendessen eingekauft und Heim gefahren, hatten wir einen sehr gechillten „Dachabend“ zu viert.

TAG II

Am naechsten Morgen hatte ich dann auch noch das Glueck von den Herren mit dem Auto zum Flughafen gebracht zu werden, was die ganze Geschichte doch schon um einiges erleichterte, da die Taxifahrt von Pretoria zum Intrenational Airport O.R. Tambo bei Johannesburg doch eine ziemlich komplizierte Angelegenheit darstellt, mit diversen Umsteigeaktionen an fuer mich unbekannten Orten. Perfekt um 11 Uhr (also eine Stunde vor Abflug) erreichte ich die Check-In-Halle und waehrend ich noch auf der grossen Leinwand ungeduldig nach dem richtigen Schalter suchte, kam auch schon Martin auf mich zugerannt. Strahlend, mit Traenen in den Augen und auch ausgelaugt von der langen Reise fielen wir uns alle in die Arme- auf diesen Moment hatte ich so lange gewartet und dann war er einfach so da... sehr surreal.

So ging es dann gemeinsam durch die Sicherheitskontrolle und ins Flugzeug nach Cape Town, wo wir auch gleich ein Auto fuer die kommende Woche mieteten.
Die Ankunft in unserem Backpackers war leider etwas ernuechternd, da es sich bei unserem vorher gebuchten „Viererzimmer“ um ein Durchgangszimmer (zu zwei weiteren Schlafstaetten) mit 5 Betten handelte. Irgendwie alles nicht so prall, weshalb wir drei Frauen am Abend noch mal loszogen, um eine andere Unterkunft ausfindig zu machen. Dank Milenas Persistenz riefen wir letzten Endes dann doch noch im Ashanti Backpackers an, das uns ein Viererzimmer im ruhig gelegenen Guesthouse anbieten konnte. So konnten wir am naechsten Tag gluecklicherweise in unsere schoene, neue Unterkunft umziehen.

TAG III

Unseren ersten richtigen Tag in Cape Town nutzten wir fuer eine der bekannten Hop-on-Hop-off- Stadttouren, die einen auf Deck eines roten Doppeldeckerbusses zu allen wichtigen Punkten bringt. Wo immer es beliebt, kann man off-hoppen und spaeter wieder in einen der naechsten Busse einsteigen. So machten wir erst eine Allround-Tour, stiegen dann bei der Waterfront aus, nahmen einen kleinen Snack zu uns und liefen sogar noch einer anderen WW-Freiwilligen mit ihren Eltern ueber den Weg. Da sich der Himmel und vor allem der Tafelberg ploetzlich frei von Wolken befanden, schlug ich vor, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen und die Seilfahrt auf den Tafelberg anzutreten.

Von oben hatten wir eine wunderbare Sicht ueber Cape Town, das von der Ferne zwar keine Idylle darstellt (alle Baustile sind wild gemixt und es bietet sich kein zusammenpassendes Stadtbild) und trotzdem mit dem Hafen, Robben Island, dem Atlantischen Ozean auf der einen und den Bergketten auf der anderen Seite eine ganz einzigartige Atmosphaere erzeugt. Die Touristenmassen sind natuerlich auszublenden.
Abends gingen wir in der Kloof Street Seafood essen.

TAG IV

Um das typische Touristenprogramm abzurunden, waren natuerlich Cape Point und das Cape Of Good Hope am naechsten Tag auf unserem Plan. Schon auf der Fahrt zur Destination kamen wir an wunderschoenen Klippen, faszinierend blauen Buchten und etlichen „beware of the baboons“ Schildern vorbei.

Um zum Kap zu gelangen, muss man zunaechst den Eintritt in das Naturschutzgebiet erwerben, wo man dann irgendwann auf einem ueberfuellten Parkplatz angelangt. Dort koennen sich die Gaeste entscheiden, ob sie die letzte kleine Etappe auch noch mit dem Taxi bereisen, oder doch ihren Fuesse gebrauchen wollen. Den Treppen nach oben folgend kommt man auf eine Aussichtsplattform mit Leuchtturm, wo auch das Schild mit den Weltstaedten und zugehoerigen Entfernungen steht... Berlin 9574 km!

Ganz abenteuerlustige Besucher haben dann noch die Moeglichkeit, einen 15 Minutenmarsch anzutreten, um an die Spitze des Kappunktes zu kommen. Natuerlich waren wir um jede Bewegungsfreiheit dankbar und spazierten auf dem ploetzlich fast ausgestorbenen Pfad gen Cape Point. Eine uns entgegenkommende dreikoepfige Familie erzaehlte uns dann noch ganz stolz, sie haetten an den Klippen laut schnaufende Wale bemerkt, was uns erst verdutzte, da wir uns, usneres Wssens nach, fernab der Walzeit aufhielten, aber gut. Je naeher wir der Spitze kamen, desto klarer wurde uns, dass die armen Leute wohl das Rauschen und Klatschen des brandenenden Ozeanwassers mit den Tierlauten verwechselt haben mussten, denn von schnaufenden Walen war weit und breit keine Spur.

Trotzdem war die Aussicht herrlich, das Wetter war ausgezeichnet und mit dem Wissen, dass wir am (fast) suedlichsten Punkte Afrikas standen, hatte schon etwas sehr beeindruckendes. Um einige verwirrungen aufzuheben: Am Cape Point treffen nicht, wie oft behauptet, zwei der Weltmeere, sondern der Bengual- sowie der Agulhas- Strom aufeinander. Sie erzeugen eine interessante Mischung aus tropischem und arktischem Gewaesser, was sogar im Meeresbild wiederzusehen ist- vom Cape Pont aus kann man ein kosinusfoermiges, weisses Zeichen im Wasser erkennen, also genau die Linie, wo die beiden Stroeme sich vereinen. Atlantischer und Indischer Ozean kommen dann erst am Agulhas Point zusammen, der wirklich suedlichste Punkt Afrikas. So viel zum geografischen und ozeanologischen Hintergrund.

Natuerlich liessen wir uns im Anschluss das Cape Of Good Hope auch nicht entgehen, wo wir noch ein Erinnerungsfoto knipsen liessen. Bei aller Schoenheit muss ich sagen, dass ich trotzdem enttaeuscht war. Mir ist bewusst, dass ich auch ein Tourist und damit Teil des Impakts bin, doch diese eigentlich so naturbelassenen, faszinierenden Orte werden durch eine an Abfertigungshallen erinnernde Atmosphaere einfach ihres Zaubers beraubt. Es verlangt viel Konzentration und Ausblendungsvermoegen, um die Massen um sich herum zu vergessen und einfach nur zu geniessen.

Das Gleiche in fast noch extremeren Ausmassen trug sich dann in der Pinguinbucht zu, ein Ort der mich eigentlich aufgrund dieser witzigen Begebenheit –Pinguine, die in Suedafrika zuhause sind – interessiert haette. Doch schon am Parkplatz wurde uns schnell klar, dass dieses amuesante Naturphaenomen mal wieder zu touristischen Zwecken ausgenutzt wird: Zuerst muss man die Strasse zum Strand hinunterlaufen, wo einige Shops ihre Softdrinks und Eis verkaufen wollen, bis man an ein Gatter gelangt, das man nur im Tausch von bedruckten Scheinen oder gepraegten Muenzen passieren kann. Das war uns dann wirklich zu bloede und wir drehten um. Auf unserem Rueckweg trafen wir dann allerdings noch einen verirrten Pinguin, der sich verschreckt von den Menschenmassen in einem Strassenbusch zu verstecken suchte.

Erst jetzt im Nachhinein kann ich in meiner Erinnerung die Gewaltigkeit des Erlebten und Gesehenen wirklich verstehen und verarbeiten. Manchmal brauchen solche Eindruecke bei mir etwas Zeit, um wirklich anzukommen. Was mir aber immer wieder bewusst wird, wie wichtig es ist, die Natur zu respektieren, denn ihre Kraft und Schoenheit stehen weit ueber dem menschlichen Vermoegen.

TAG V

Den letzten Tag in CT verbrachten wir mit einem Besuch im etwas langweiligen Africa Museum (Relikte aus der Zeit der San), der vergeblichen Suche nach Levi’s Jeans (diese werden anscheinend dort produziert und sind somit guenstiger zu haben – allerdings muss man dafuer ins Outlet fahren, in der Innenstadt wird man sonst nicht fuendig – und einem entspannten Nachmittag im wunderschoenen, nach englischer Art angelegten Park in Gardens. Witzigerweise kamen wir noch an einer deutsch- franzoesischen Imbissbude vorbei, deren Besitzerin eine ehemalige fast- Nachbarin von uns ist – sie hat vor einigen Jahren nur zwei Strassen von uns weit entfernt gewohnt – kleine Welt!

Der letzte Abend ist aufgrund unserer Kellnerbegegnung Ian (ein sehr schottisch daherkommender Typ) nicht zu vergessen, wir hatten viel Spass und abschlusshalber noch mal lecker Seafood und Sushi!