Mittwoch, 26. Mai 2010

Eine Hochzeit und zwei Todesfaelle.

Wie im Film, aber im wahren Leben fehlt leider der humorvolle Teil.


Am Donnerstag, den 13. Mai 2010 wurde in der Thethe High School direkt neben unserem Y-Centre der >Memorial Service< fuer einen am Wochenende zuvor verstorbenen Schueler abgehalten. Die Todesumstaende waren und sind immer noch mehr als mysterioes und bedrueckend: Er war am Freitagabend mit Freunden unterwegs gewesen und hatte gemeinsam mit ihnen ein paar Bier getrunken. Ploetzlich fuehlte er sich nicht wohl und legte sich hin. Er muss einige Kraempfe durchlitten haben bevor er starb. Spaeter konnte man Spuren von Gift im Bierglas nachweisen... Woher kommt denn nun das Gift und wer hat es untergemischt? Viele noch ungeklaerte Fragen und besonders schmerzlich in dem Wissen, dass er anscheinend mit „Freunden“ unterwegs war.

Die Andacht, bei der wir als loveLife Team mit unserem SoundSystem eingeschlossen Mikrophonen und musikalischem Hintergrund involviert waren, war sehr beruehrend und als der Jungenchor „One day we’ll all be in heaven and I’ll be wearing my golden shoes“ sangen und bei den gesummten Strophen mit Anekdoten an den Verstorbenen erinnerten, blieb kaum ein Auge trocken. Es war sehr ergreifend und Familie und nahestehende Freunde waren dankbar ueber jede anzulehnende Schulter.

Die Beerdigung fand am folgenden Samstag frueh morgens in Phokeng statt und eine grosse Trauergemeinde zog ueber das Feld zum Friedhof.


Am gleichen Samstag gab es allerdings auch die Hochzeit einer unserer ex-Mpintshis zu feiern, die fast das ganze Y-Centre zu dieser Festivitaet geladen hatte. Nach Schliessung des Centres gegen halb5 machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Haus ihrer Eltern. Es gibt in Suedafrika naemlich immer zwei verschiedene Orte, an denen gefeiert wird, zum Einen das Haus der Brauteltern und zum Anderen das der Braeutigamseltern. Da wir aber von der Braut eingeladen worden waren, konnten wir nicht zum viel naeher gelegenen Braeutigamshaus gehen.

Nach einer guten halben Stunde Fussweg gelangten wir zum Ort des Geschehens, beziehungsweise Ort des Ungeschehens, denn als wir ankamen war nicht sehr viel los, ausser ein paar aelterer Herren im Stuhlkreis mit „homebrewed bear“ und der zu wuenschen uebrig lassenden >Luka Brass Band<. Auch auf meine Bitte hin „Kekopa go batsameka pila!“ (please play nicely!) wurde es nicht wirklich besser. Doch auch unser Stuhlkreis weitete sich immer weiter aus, die DJs fingen an, House aufzulegen und bei uns ging langsam aber sicher die Party los. Es wurde getanzt, getrunken, gelacht. So wie das ja bestenfalls immer sein soll.

Typisch suedafrikanisch verliessen wir die Feier dann aber schon gegen 9 Uhr abends, die Gastgeberin war auch schon halb auf dem Weg ins Bett und unsere Gruppe teilte sich auf. Manche gingen noch hierhin, manche nach Hause und Yvonne konnte gluecklicherweise von Godfrey und Lesego ueberredet werden noch mit zu Petlele zu kommen, eine nahegelegene Tavern, in der man ungestoert und nett draussen sitzen kann. Waere es nicht um die Ueberredungskunst der beiden Herren gewesen, haette ich dann wohl auch um halb10 mein Kopfkissen gegruesst, denn alleine laesst mich ausi Vovo dann doch nicht gern ziehen.


Am Montag, den 23. Mai als ich gerade vom Seminar zurueckgekommen war und mich in der Thethe High School bei den Lehrern nach dem neusten Stand der Dinge erkundigen wollte, musste ich erfahren, dass es einen neuen Todesfall gab. Ein Junge der Abiturklasse war von Sonntag- auf Montagnacht an einer bisher noch ungeklaerten Krankheit verstorben.

Anscheinend ging es ihm schon seit dem vorangegangenen Mittwoch nicht gut und er hatte die lokale Klinik aufgesucht, wo man ihm allerdings aufgrund des Mangels an Medikamenten nur paracetamol mit nach Hause gab. Er fand keine weitere Untersuchung statt, er wurde nicht ins Krankenhaus verwiesen und fuer einen Arztbesuch war das Geld nicht vorhanden. Als sich dann am Sonntagabend sein Zustand verschlimmerte, er nur noch schlief und nicht mehr ass, trank noch redete, wurden die Familienangehoerigen doch besorgter, aber das Glueck einer Ambulanz genoss der Junge leider nicht mehr. Er verstarb in der selben Nacht.

Die Nachricht eines weitern Todes in dieser so kurzen Zeit erschuetterte uns alle sehr und Unglaeubigkeit und Angst machte sich breit. Gerade in der suedafrikansichen Kultur kommt bei solchen Vorkommnissen einfach der Verdacht auf >schwarze Magie< auf, vielleicht ist Thethe High School verhext oder verflucht...

Am morgigen Donnerstag wird also nach nur zwei Wochen der zweite >Memorial Service< stattfinden. Gestern kam mich deshalb ein enger Freund des verstorbenen Jungen um Hilfe bitten, er solle die Rede halten, aber wisse nicht, wie anfangen. So setzte ich mich mit ihm nach draussen und fing an ihn ueber besondere Charakteristiken seines Freundes zu befragen, was ihn so einen guten Freund machte, fuer was er bekannt war und welche Situationen ihm zu diesem einfielen. Er redete lange mit mir und erzaehlte mir eine Menge ueber seinen Freund. Daraufhin gab ich ihm Stift und Zettel und bat ihn, das Erzaehlte versuchsweise auf Papier zu bringen. Als ich seinen Text las, spuehrte ich schon, wie sich meine Augen mit Traenen fuellten. Ich half ihm dabei, die Rede zu gestalten und regte ihn zu einigen Veraenderungen an. Am Ende hatten wir sehr viele schoene Passagen, die es nur noch galt zusammenzulegen.

Morgen um 12 Uhr werden wir also erneut mit SoundSystem und Co. in die Schulhalle gehen udn ich ahne, dass es wieder sehr ergreifen wird.


Die einzige Frage, die ich mir jetzt noch stelle... Wie kommt es, dass ich seit meinem Aufenthalt in Suedafrika mit so viel Tod konfrontiert werde, wie bislang in meinem Leben nicht? Ist es die Dorfsituation, in der man viel naeher an allem dran ist? Ich weiss es nicht. Und neben den erwaehnten Faellen ist heute der Anruf eingegangen, die schwangere Freundin einer meiner Arbeitskollegen sei gestern bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ein anderer Bekannter hat erst vor drei Wochen sein Neugeborenes verloren und der anderthalbjaehrige Sohn unseres Theaterlehrers ist zu einer aehnlichen Zeit erkrankt und ebenfalls gestorben. Vier Schuelerinnen der Middle School haben einen Elternteil verloren und ein Schueler der High School seinen kleinen Bruder. Ich koennte jetzt noch ewig so weiter machen, aber darum geht es mir ja auch gar nicht. Es ist nur seltsam so permanent mit dem Sensemann konfrontiert zu sein, aber gleichzeitig auch interessant mitzuerleben, wie mit Verlusten umgegangen wird... „God has taken him/her for a reason... everything happens for a purpose... the world is still rotating and life goes on...there is nothing we can say or do...” Ich glaube, vermute, dass auch diese Art des Umgangs mit Tod und Verlust zum Teil mit der „mentality of struggle“ zu tun hat. Die Bevoelkerung hier sieht es quasi als ihr Erbe an, zu leiden und Schwierigkeiten zu haben. Nichts kommt einfach und schmerzlos daher und wenn doch, dann kann es nicht mit rechten Dingen zugehen.


Dies sind natuerlich nur subjektive Beobachtungen und meine klaeglichen Versuche, mir diese Welt begreifbarer zu machen und sie fuer meinereins zu erklaeren.

Sonntag, 23. Mai 2010

Mpuuu

Jaja, so zum Ende hin komme ich doch noch etwas rum XD

Am letzten Sonntag, den 16. Mai ging es naemlich schon wieder nach Pretoria, um am naechsten Tag weiter die Reise Richtung Mpumalanga anzutreten.

Lieberweise nahm mich die Jungen-WG um Mark und Mbatjiua wieder auf und als eine Art Revival vom letzten Mal besorgten wir wieder Burgerzutaten und burgerten dann abends eifrig vor "How I met your mother" Staffel 5, einer mehr oder weniger neuen, ganz witzigen Serie, die mich teils an >Friends< erinnert.

Am Montag gings schon frueh raus und zur DED Zentrale, wo ein Bus auf uns wartete, der uns auf einer gut 4-stuendigen Tour nach Mpumalanga, White River kutschierte.

Nach dem nicht ganz so gluecklichen letzten Seminar hatte ich dieses Mal eigentlich keine besonderen Erwartungen und war einfach nur gespannt auf Mpumalanga und die anderen Freiwilligen. Ich glaube vielen ging es so und das hatte als positiven Nebeneffekt, dass wir ziemlich entspannt und offen fuer mehr waren. Im Gegensatz zum ersten Zwischenseminar im Februar war es dieses Mal aber auch nur die DED Truppe mit 33 Freiwilligen und nicht eine Kombination aus vier verschiedenen Entsendeorganisationen mit rund 70 Teilnehmern. Das bedeutet wir waren ein nettes, uebersichtliches Trueppchen mit vier Seminarleitern in einer einfachen, aber wirklich schoenen und heimisch wirkenden Unterkunft im >Desmond Tutu Centre For Leadership<.

Der Ankunftstag beinhaltete erstmal eine Vorstellungsrunde mit Erwartungen und Wuenschen fuer das Seminar, dann die Aufstellung der Seminarregeln und einem ersten Rueckblick auf unsere vergangene Freiwilligenzeit.

Dienstag war interessant und entspannt. Am morgen hatten wir einen Vortrag eines Entwicklungshelfers (EHler) vom DED, der in Mpumalanga zustaendig fuer Landschaftsverwaltung und Energiegewinnung ist. Die NGO, in welcher er taetig ist, versucht den Gebracuh von bislang ungenutzten Ressourcen, gerade auf dem Gebiet der erneuerbaren Technologien, voranzutreiben. Der EHler erzaehlte uns hierbei, warum dies eine grosse Herausforderung sei und wie vieles wieder auf Gesetzte und Festlegungen aus Zeiten der Apartheid zurueckzufuehren ist. Hoechst spannend, aber zum Teil scheint es wie Sisifosarbeit in einem ewigen Teufelskreis.

Spaeter griffen wir in Kleingruppen dann unsere beim ersten Seminar gemalten Poster mit Hoehen und Tiefen unseres Aufenthaltes wieder auf, malten weiter und erzaehlten uns dann gegenseitig unsere Geschichten und wie wir mit den verschiedenen Etappen, Problemen und Erlebnissen umgegangen sind. Das Schoene daran war, dass es manchmal Parallelen gab oder dass man sich hin und wieder untereinander helfen, Dinge analysieren und Loesungsvorschlaege vorstellen konnte.

Der Nachmittag war dann fuer die Einzelgespraeche mit den Seminarleitern verplant und so konnten wir, abseits unserer Gespraeche, draussen im Gras in der Sonne liegen, lesen, schreiben, quatschen - herrlich!

Die Gespraeche und der Austausch mit den anderen Weltwaertslern ist sowieso immer der Mittelpunkt und die Essenz der Seminare. Die Einheiten bilden am Ende mehr den Rahmen, doch was wirklich bleibt ist das Gefuehl, mehr oder weniger Gleichgesinnte Menschen zu treffen und Freunde zu finden. In Diskussionen mit anderen wurden mir manche eigenen Erlebnisse erst wieder bewusst, anhand ihrer Reaktion sah ich inzwischen akzeptierte Alltagsumstaende erst wieder aus anderer Sicht, mehr europaeischer Sicht vielleicht. Es war wirklich verrueckt. Ausserdem konnte ich endlich mit anderen ueber Suedafrika als Land reden, ueber die ganzen >kranken< Aspekte, ueber das Erschreckende aber auch das so Faszinierende. Solche Unterhaltungen kann ich eher schwer mit meinen Luka-Bekanntschaften fuehren. Sie leben in diesem Land, ihr Blickwinkel aber auch ihre persoenliche Geschichte ist ganz anders involviert. Auf dem Seminar hatte ich endlcih die Chance politische Ereignisse mit anderen "Aussenstehenden" zu debattieren, die Geschichte als "Unbeteiligte" zu betrachten und so weiter. Mir hat das sehr geholfen.

Am Mittwoch erreichte die Seminarwoche mit einem Besuch im Krueger Park den Hoehepunkt! Frueh morgens schon fuhren wir von unserer Unterkunft aus los und erreichten den Park, als die Sonne noch tief im Osten stand. In unserem Bus fuhren wir dann also eine bestimmte Route ab und hatten von beginn an viel Glueck mit der Sichtung von Tieren. Um der Gruppe entdeckte Objekte mitzuteilen, gab es den Uhrzeigerruf, wie z.B. "Impala auf 9" (das waere dann 45 Grad nach links) oder "Buffalo auf halb2". Damit hatten wir immer viel Vergnuegen, besonders als "Menschen auf Dreiiertel4" und aehnliche Rufe kamen. Um etwas neidisch zu machen, wir sahen Giraffen, Elephanten, vieeeeele Impalas, Kudus, Bueffel, Nashoerner, einen Fisheagle (Seeadler?), Fledermaeuse, Krokodile, Schildkroeten, Nilpferde, Zebras, Geparden (3 von nur 200!) und andere Voegel und Tiere, deren Namen ich nicht behalten habe. Ein voller Erfolg also. Nur Loewe und Leopard blieben aus.

Die Mittagspause verbrachten wir in der Sukuza Game Lodge mit Pool und huebscher Vesperstaette. Es war so warm, dass sogar gebadet wurde, frei- und unfreiwillig ;-)

Und obwohl wir an besagtem Mittwoch erst spaet und muede heimkehrten, wurde der Abend doch noch sehr lang und vergnueglich!

Donnerstag war dann der letzte Seminartag, nochmal ganz scheon vollgepackt, aber sehr interessant. Wir hatten eine Einheit zum Thema "State of the state of South Africa" mit geschichtlichem Rueckblick und viel Politik, was mir die Augen fuer vieles oeffnete und mich manche politischen Entwicklungen dieser Zeit besser verstehen liess.

Anschliessend gab es einen Workshop ueber "Sportjournalisten zur WM", da ein paar unserer FW (mich eingeschlossen) im DED Besucherprogramm integriert sind und damit mit grosser Sicherheit deutsche Journalisten an unseren Projektorten zu Besuch erwarten koennen. Zuvor lasen wir noch den neuen >Stern-Artikel< ueber weltwaerts und analysierten Stearken, Schwaechen und fehlerhafte Informationen. Ganz beliebt ist die Aussage, weltwaerts sei ein Entwicklungshilfeprogramm, das ist es naemlich explizit nicht, weltwaerts ist ein Bildungs- und Lernprogramm in entwicklungsnaher Umgebung. Na gut, so viel zur Semantik.

Auf den Workshop folgte eine Session zum Mentorenprogramm, das momentan noch schlecht bsi gar nicht laeuft. Wir sollten unseren Input geben und die mit der Belebung dieses Programmes beauftragten Praktikantin anregen. Waehrend dieser Runde kam viel Frust und Enttaeuschung hoch und es waere beinahe etwas eskaliert, da die gute Frau unsere Kritik an schlechten oder nicht existierenden Mentoren persoenlich nahm (wobei dies sie ja nicht im geringsten betrifft, sie fing erst vor 2 Wochen ihr Praktikum an) und am Ende das Ganze etwas unnoetig Hochjubelte. Wie auch immer, gluecklicherweise waren wir Freiwilligen fast alle nicht auf Konfrontationskurs und Tork rettete die Situation dann gekonnt mit einer humorvollen Ueberleitung.

Am Nachmittag hatten wir dann Zeit, offene Fragen zu stellen und unsere Ausreisetermine wurden verkuendet und bestaetigt. Es war ein seltsamer Moment, weil uns auch ploetzlich bewusst wurde, dass wir hiermit nicht nur unsere Suedafrikaner verlassen wuerden, sondern auch einige der anderen FW so schnell nicht mehr wiedersehen wuerden.

Als filmreifen Abschiedsabend hatten dien zwei Jungens Ulf und Josef dann ein "flunky-Ball-Turnier" organisiert, bei dem sich zwei gegnerische Mannschaften mit je zwei Mitgleidern in ca 10 Meter entfernung gegenueberstehen und abwechselnd versuchen muessen eine Dose mit einem Ball abzuwerfen. Sobald eine der Mannschaften dies geschafft hat, muessen beide Mitglieder zu der mit Gerstensaft gefuellten Flasche greifen und diesen so schnell als moeglich dem Koerperinneren zufuehren, waehrend die Gegner im rasenden Tempo die Dose wieder aufstellen und den Ball einsammeln muessen. Das Team, welches zuerst die beiden Gerstensaftflaschen geleert hat, hat gewonnen. Eigentlich ziemlich bescheuert,a ber auch ziemlich witzig. Und tasaechlich hatten wir ein Maedchenteam, das nicht nach der ersten Runde rausflog, sondern es bsi auf Platz 4 schaffte - holla, das waren die Suffunken!

Am Freitagmorgen waren die meisten FW dann entsprechend fit und die Busrueckreise erwies sich als einziger Schlaftrip, es wurde auch kaum ein Wort gesprochen, stille.
Von Pretoria fuhr ich dann mit dem Minibustaxi nach Rustenburg und von dort nach Luka heim, wo ich abends um halb7 ankam, froehlich und mit 8 letzten Wochen im Gepaeck.

Dienstag, 11. Mai 2010

Cape Town die Zweite.

Nur 3 Wochen liegen zwischen meiner Ankunft in Luka und meiner erneuten Abreise richtung Sued-West. Ja, es ging fuer mich schon wieder in das bezaubernde Cape Town, dieses Mal in begleitung von Yvonne.

Die Reise war ein Geschenk von Mama gewesen, auch ein Dankeschoen an meine Gastmutter und in dem Wissen, dass diese die Stadt ueber alles liebt!

Am Sonntag gaaanz frueh morgens standen wir auf, fuhren mit dem Taxi nach Rustenburg und von dort aus weiter nach Johannesburg, wo um 10.30 Uhr die Shosholoza-Meyl nach Cape Town abfuhr. Wir waren zeitlich perfekt eingeplant und mussten nur noch am Bahnschalter die vorbestellten Tickets abholen. Eine Dame mit Gehproblem sass am Schalter und als sie die bankbestaetigung ausdrucken gehen musste, stoehnte sie laut auf und verschwand... und kam un kam nicht wieder... aber wir warteten einfach, war ja nichts zu machen, wir brauchten unsere Tickets. Wir hatten also Zeit die Menschen um uns herum zu betrachten...

Da waren die beiden Nigerier, die unentwegt quatschten und uns erzaehlen wollten, der Zug fahre erst um halb 1, wir seien ja vieeel zu frueh, ob wir nicht noch was trinken gehen wollten...

Dann eine sehr, viel zu wohlgenaehrte Dame, die zwei wartesitze belegte und komplett in engen pinken Leggins und Pullover gekleidet war... D

ann eine gestresste aeltere Dame, die sich aufregte, warum es so wenig Personal gebe, sie wuerde gleich anfangen dort zu arbeiten, gaebe man ihr einen Job, aber das sei ja wirklich zu viel...

Und dann der etwas verstrubbelt aussehende, hochgewachsene blonde Mann mit seinem kleinen Sohn. Er heisse Mcintosh M-C-I-N-T-O-S-H, ja, from Canada, er reise mit seiner Mutter und seinem Sohn, seine Mutter sei gehbehindert, sie saesse da hinten (Wink mit der Hand). Aber das witzigste war, als er dann ploetzlich auf Shangaan anfing zu sprechen. Shangaan gehoert mit zu den am wenigsten gesprochenen und kompliziertesten suedafrikanischen Sprachen, doch er redete wie aus einem Guss. Yvonne traute ihren Ohren nicht und auch die Dame hinterm Schalter schien sich praeschtig zu amuesieren, dem lauten Gelaechter nach zu Urteilen. Irgendwann switchte er dann sogar noch in Xhosa und alle waren nur begeistert. Ein weisser, der suedafrikanische Sprachen beherrscht, wow!

Schliessndlcih kam dann auch unsere Ticketfrau zurueck und wir konnten endlich den Zug besteigen - 26 Stunden Zugfahrt vor uns.

Das Reisen mit dem Zug hat meiner Meinung nach (und auch Yvonnes, denn sie bevorzugt den Zug vor anderen Verkehrsmitteln) einen ganz besonderen Reiz. Man rollt gemaechlich von dannen, sieht die Landschaft und verglichen zu Auto und Bus kann man aufstehen, gehen, oder mal das Bordrestaurant besuchen. Abends werden dann die Lager ausgeschlagen. Leider holte ich mir in dieser ersten Zugnacht eine Erkaeltung, die ich die naechste Woche noch mit mir rumtragen sollte.

Am Montag nach Mittag kamen wir in Cape Town an und fuhren mit dem Taxi in unsere Herberge, die neue Ashanti-Lodge in Greenpoint (sehr schoen und ruhig) mit Sicht auf das Fussballstadion, Besonders bei Nacht eine Augenweide! Wir erfrischten uns und ruhten usn etwas aus, bevor wir am fruehen Abend die Umgebung erkunden gingen und dann ein leckeres italienisches Essen hatten, ich natuerlich Spaghetti frutti di mare!

Am Dienstag gingen wir, nachdem wir schoen ausgeschlafen hatten zur Waterfront, die stuermisch und dunkel war, was eine ganz besondere Atmosphaere hervorrief. Dieses aufgeregte Wasser, der zerrissene Wolkenhimmel und frische Luft.

In der waterfront Mall verbrachten wir seit langem einen Tag mit relaxtem shoppen, Kino und gutem Abendessen.

Der Mittwoch war fuer die Innenstadt, eigentlich mit suessen Shops in der Fussmeile, doch durch das Pisswetter etwas gestoert. Wir suchten die CT Flohmaerkte, doch fanden heraus, dass diese aufgrund der WM diese geschlossen worden sind, schade, da sollte es ganz ausgefallene und witzige Dinge geben. So schlenderten wir einfach umher und kamen dann nicht so spaet heim, um einen Nachmittagsschlaf zu machen. Gegen halb9 Uhr abends knurrte uns dann aber der Magen so sehr, dass wir usn noch mal aufmachten, um was zum Essen zu holen. Wir hielten ein Taxi und meinten, wir muessten daunddahin - hei, das treffe sich gut, da muesse er auch hin, er wuerde neben seinem Taxibusiness noch "delivery service" anbieten und muesse nun die verscheidenen Auftraege abarbeiten. Dann fragte er uns, ob wir nicht noch mit auf seiner Verteilungstour bleiben wollten, er gaebe uns eine kleine Rundfahrt 4free und koenne uns dabei was zu CT erzaehlen, er haette naemlich auch eine Reisefuehrerbescheinigung und mache immer wieder Touren. Wir nahmen dieses Angebot natuerlich an und bekamen so eine Nachttour durch Camps Bey und die Strandecke, bei Signall Hill vorbei und zurueck nach Greenponit. Er konnte wirklich viel zu den verscheidenen Orten und Strassen erzeahlen. Um 10 waren wir wieder im Appartment, mit Essen und komplett freier Taxitour! Gluecklicher Zufall!

Der Donnerstagmorgen war uebelst verregnet, es schuettete richtig, doch gegen Mittag riss der Himmel ploetzlich auf und dann kam uns auch Oupas Schwester Rebaone und ihre Freundin besuchen, die in CT studieren. Beides sehr liebe und witzige Maedchen, mit denen wir dann noch mal zur Waterfront gingen und einen vergnuegten Nachmittag hatten. Draussen spielte noch eine Band und wir tanzten und gackerten rum. Dann war es auch schon dunkel, wir gingen nach hause und packten schon etwas unsere Sachen zusammen.

Freitag war dann auch schon wieder Abreisetag, wir verliessen die Lodge relativ frueh und konnten dann aufgrund des Sonnenscheins in CT Centre in den kleinen Laeden nach Mitbringseln fuer die Familie Ausschau halten.

Unser Zug verliess CT um halb1 und die Rueckfahrt war scheoner, als die Hinfahrt - wir hatten ein 4-sleepers zu 2., also jeder viiieel Platz, die Sonne schien, die Lsndschaft war wunderschoen, das Essen war gut... Wir schliefen angenehm und fuehlten uns wohl.

Die Ankunft in Johannesburg war dann allerdings ein Desaster, mit ausgefallenen Lichtern im Bahnhof- es war stockfinster, es gab kein Personal, das einem irgendwie mit Gepaeck behilflich war (denn waehrend wir mit 4 Taschen angereist waren, kamen wir mit 10 zurueck). Und es waren nicht nur die Lichter, sondern auch die Rolltreppe, was besonders der Seniorenreisegruppe grosse Probleme schaffte. Es gab einen langen Stau vor der einzigen (!) Rolltreppe und kurztemperierte Personen bekamen da schon mal einen Ausraster und schissen die armen zurueckgebliebenen Bahnwaerter an, die ja auch nichts dafuer konnten.

Wir waren einfach nur froh, als wir weg von diesem Trubel und im Taxi nach Rustenburg sassen. Uglaublich muede, aber gluecklich und mit wunderschoenen neuen Schuhen im Gepaeck!!!

Unsere Ankunft war freudig zelebriert, die Kinder hatten uns trotz der Dunkelheit schon von Weitem gesichtet und rannten usn fast zu Boden. Die Geschenkrunde war dann wie Klein-Weihnachten und jeder war gluecklich mit Grinsegesichtern.

Als ich dann zu Bett gehen wollte kam Yvonne zu mir und sagte: Sophie, thank you and your family so much for the holiday" und umarmte mich (was sie auch nicht so oft tut.) Ich glaube es war unheimlich erleichternd und angenehm mal weg von allem Alltag Und Stress gewesen zu sein und nur zu geniessen!

Samstag, 1. Mai 2010

die ReiSA (Part IV)

Ja und um das Ganze abzuschliessen: Am spaeten Nachmittag oder fruehen Abend, jdas liegt im Zeitverstaendnis des Betrachters, mussten wir uns alle also wieder voneinander trennen. Es war traurig und doch auch einfacher als beim vorherigen Mal, in dem Wissen, dass diese Trennung nicht mehr lange Anhalten wird.

Da die oeffentlichen Taxen nur mit sehr komplexen Umsteigeaktionen vom Flughafen Johannesburg nach Pretoria fahren, entschied ich mich, auch der spaeteren Stunde halber, ein "richtiges" Taxi zu nehmen, was mich zwar ein halbes Vermoegen (also auf jeden Fall aus africanisch suedafrikanischer Sicht gesehen *huiuiui, was ein Satz*) kostete, aber angenehm stressfrei von A nach B kutschierte.

In Pretoria erwartete mich Marks Geburtstagsfeier, ein lange herbeiersehnter Abend mit Ueberraschung von David und Co (mit einer Retourkutsche fuer Davids Geburtstagsgeschenk auf unserem Vorbereitungsseminar in Luetzensoemmern...). Wir hatten viel Spass in der gegenueber von der Jungen WG gelegenen Taverne und tanzten bis in die grauen Morgenstunden.

TAG XV

Samstag auf der Heimfahrt im Taxi wurde mir aber auch bewusst, dass der Besuch meiner Liebsten auch das nahe Ende meines Suedafrikaabenteuers bedeuten wuerde, was mich widerum traurig stimmte. Allerdings nahm ich mir in diesem Moment auch ganz fest vor, meine letzten 3 Monate hier noch einmal besonders zu geniessen.

Es scheint aufzugehen, denn seit meiner Rueckkehr nach Luka haben sich viele Komplikationen aufgeloest, das Centre gewinnt jeden Tag mehr an Charme, die Kinder kommen zurueck, ich kann mit meiner groundBREAKER Position immer mehr anfangen, und und und!

EVENTS

Um einen kleinen Eindruck zu erhalten: Am Ankunftssamstag war im Centre die "Graduation" fuer die ex-groundBREAKER 2009. Es war richtig schoen und ruehrend und wir kamen erst spaet zurueck.

Am 27. April hatte ich fuer den suedafrikanischen FREEDOM DAY einen Fun Run For Freedom organisiert und trotz des schlechten Wetters gingen wir raus auf die Strasse, sangen und tanzten wie wild und hatten maechtig Spass! Anschliessend hatten wir im Team noch einige Reden, Gedichte und Gesangstuecke vorbereitet zum Thema und dann schauten wir zum Abschluss den Musicalfilm "SARAFINA" (spielt im SOWETO von 1976 zur Zeit der Studentenaufstaende- ein legendaerer Film hier in SA).

Heute am 1. Mai ist fuer Suedafrika nicht nur der Arbeitertag (wir hier bei loveLife arbeiten ja IMMER und an Feiertagen erst recht!), sondern vor Allem "40 Days Countdown To The WORLD CUP" und das nutzten wir natuerlich, um ein grosses Fussballevent zu starten! Obwohl mich fast mein ganzes Team im Stich liess - sie gingen alle zu einem Festival nach Tsitsing - war das heutige Event ein voller Erfolg! DJ LES am Mixpult, drei Jungs, die wir spontan als Schiris und Kommentatoren organisisert hatten, ich am Rumrennen und zwischendurch noch am "Diski Dance" (speziell fuer den WC2010 kreierter Gruppentanz) beibringen...

Und morgen geht es dann los nach Cape Town - eine Woche nur Yvonne und ich weit weg von Stress, Arbeit und Kindern. Es ist nun die 3. Woche die ich durchgearbeitet habe und bei Yvonne ist es noch mehr... ich glaube so eine Auszeit ist mal ganz gut :-)