Sonntag, 6. Dezember 2009

Potchefstroom

„Wie ich mein letztes Wochenende verbrachte“ oder „Wie Südafrikaner Party machen“.

Am letzten Freitag, den 27. November brachen Yvonne, Beauty und ich nach der Arbeit gegen 18 Uhr Richtung Potchefstroom auf.

Eigentlich waren wir zu zehnt gewesen, doch wie das dann immer so ist, sprangen noch bis zum Vortag sieben von unserem Trip ab, so waren’s nur noch drei. Geladen hatte Godfrey zu dem 25- jährigen Hochzeitstag seiner Schwiegereltern, er und sein Schwager hatten allerdings die große Feier ausgerichtet und damit waren nicht nur Familienmitglieder, sondern auch Freunde und andere Bekannte herzlich willkommen. Uns dreien kam diese kleine Auszeit von hier ganz gelegen, da wir mit der Eröffnung des Jugendzentrums am 25. November und den damit zusammenhängenden Organisationsverwicklungen, ganz schön ausgelaugt waren und ein Ortswechsel ja manchmal doch die eine oder andere Energie- und Motivationsquelle sein kann.

Potchefstroom. Ja wo ist das denn eigentlich? Und wie kommt man da ohne Auto hin?

Potchefstroom ist südlich von Rustenburg gelegen und wenn kein Auto zur Hand ist, dann sind die Taxis gefragt. Taxis – für alle, denen das jetzt nicht so klärchen ist – sind hier nicht die gelben Taxen, die einen komfortabel aber für einen hohen Gegenwert von A nach B bringen, sondern eher enge, stickige Kleinbusse (außer die speziellen Quantams), die man mit speziellen Handzeichen auf sich aufmerksam machen muss. Ja, genau mit so einem wollten wir nach Potchefstroom fahren. Als wir dann aber gegen halb 7 abends am Taxirank in Rustenburg ankamen, fanden wir heraus, dass es keine Direktverbindung zu unserem Zielort gibt. Wir sollten über Klerksdorp und dann von dort zurück nach Potchefstroom fahren. Na gut, was soll’s, was anderes blieb uns ja auch nicht übrig.

Wir saßen also im Taxi und warteten. Worauf? Auf weitere Mitfahrende. Denn anders, als Busse, die zu bestimmten Zeiten fahren, macht sich ein Taxi normalerweise nur mit genügend Insassen auf den Weg. Es war schon bald 8 und das Taxi zählte neun Personen plus Fahrer. Doch nicht genug, „ich fahre ab 11 Leuten los“ war die Botschaft. Dass um diese Uhrzeit noch mehr Gäste nach Klerksdorp kommen, ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich. Wir saßen also auf glühenden Kohlen: Warten, ob das Taxi fährt, eines der letzten Taxis zurück nach Luka nehmen oder doch trampen? Dann kam der Taxifahrer glücklicherweise mit einer Alternative, er könne seinen privaten Avanza organisieren und uns zu neunt nach Klerksdorp fahren. Es sei dann zwar 10 Rand teurer, doch wenigstens kämen wir weiter.

Tja, leichter gesagt, als getan. So ein Avanza ist üblicherweise für 7 Mitfahrende konzipiert. Mit der neuen Situation saßen dann aber vier Personen hinten, vier in der Mitte und zwei vorne. Ihr könnt euch das vorstellen wie: Erste Person links an der Tür sitzt normal, zweite Person mit linker Pobacke auf dem rechten Schenkel der ersten Person, zweite Person sitzt mit linker Pobacke auf dem rechten Schenkel der zweiten Person und so weiter bis zur rechten Tür. Na ja, war ja nur für eineinhalb Stunden. ;-p Und wäre unser Fahrer nicht mit 120 über die 80er Schilder gebrettert, dann wäre die Fahrt wohl auch noch etwas länger geworden und der linke Pobackenkrampf hätte sich ins Unerträgliche entwickelt.

Heil und gesund kamen wir gegen 22 Uhr in Klerksdorp an und im Gegensatz zum um diese Uhrzeit leeren Rustenburger Taxirank, war doch noch einiges los. Unsere ganze Reise war unter dem Motto „no risk, no fun“, denn wir hatten ja keine Ahnung, ob wir von Klerksdorp in der Nacht überhaupt noch nach Potch kämen. Doch wir hatten Glück. Es kümmerte sich gleich ein Linemanager um uns und brachte uns zu einem Auto, dessen Fahrer uns nach Potch bringen könne. Wir stiegen ein, zahlten die 25 Rand und in 20 Minuten hatten wir Potchefstroom erreicht.

Doch hier ist die Fahrt noch nicht zu Ende!
Wir mussten ja jetzt irgendwie zu Godfrey gelangen, der ohne Auto und inmitten der Partyvorbereitungen steckte. Leyla (eine andere lL Mitarbeiterin) hatte uns deshalb angeboten, uns vom Taxirank abzuholen. Als wir versuchten sie anzurufen, war ihr Handy allerdings aus. Mpf. Und nu? Wir riefen Godfrey an, der sich um einen Transport kümmern wollte. Nach langem Warten kam dann Leyla aber doch noch an, ohne Erklärung oder Entschuldigung brachte sie uns einfach zu Godfrey und verschwand dann auch relativ schnell wieder. Ähm ja. So sind die Leute manchmal…

Um Mitternacht lernten wir also Godfreys Frau, ihre 4 Schwestern, den kleinen Sohn, die Schwiegereltern und seinen Freund und Schwager kennen. Ein anderer Freund brachte uns dann um 1 Uhr zu unserer Schlafstätte, die „4 Artillery Response“.

Ein Armeelager? Wieso das denn?
Auf diesem Gelände ist auch ein Camp für Jugendliche untergebracht, für das Godfrey nebenher arbeitet. So konnte er uns einfach und kostenlos unterbringen. Normale Doppelbettzimmer mit Wasserkocher und Waschbecken. Als wir ankamen schliefen wir sofort ein und wachten erst um 10 Uhr wieder auf.

Den Vormittag verbrachten wir mit der Erkundung des riesigen Geländes und die Küchenmitarbeiter gaben uns dann lieberweise noch Mittagessen. Um fit für die abendliche Party zu sein, legten wir uns anschließend noch mal zum Mittagsschlaf hin, machten uns gegen 17 Uhr fertig und wurden um 18 Uhr von der Campleiterin mit zurückgenommen.

Godfrey und die anderen hatten das Häuschen und den Vorgarten wirklich schön hergerichtet, die Straße war wegen des großen Zeltes gesperrt und es war insgesamt ziemlich voll. Der erste Teil des Abends war für uns nicht so spannend, da es sich um viele Reden von Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn handelte und ich zusätzlich kaum was davon verstand. Es gab das typische Festessen und im Anschluss daran wurde getrunken. Es ist ja nicht so, dass erst nach dem Essen getrunken wird – nein – schon als wir um 7 Uhr ankamen, waren einige der auch älteren Herrschaften schon gut dabei.

Wir zählten die Schnulzlieder runter. Den DJ hatten wir um etwas mehr Fetz gebeten und er hatte uns „noch 4 Lieder, dann…“ versprochen: Noch 4, noch 3, noch 2, noch 1, noch 0… hä? Hei DJ! …ahh! Ja, danke! Und ntsntsnts. Dann ging los. Ich glaube die ersten nach tanzen ausschauenden Bewegungen machte ich gegen 11, halb 12 und so ging es dann rund bis zum Morgengrauen. Es tat einfach gut mal wieder abzutanzen und in der Runde war es einfach sehr spaßig! Um 6 Uhr bat ich dann um Auszeit und Beauty und Yvonne legten sich mit mir für 2-3 Stündchen ab. Als wir aufwachten hatten unsere Gastgeber schon allen Abwasch getätigt und saßen unterm Zelt im Schatten. Dann ging auch das Trinkgelage schon wieder weiter, als hieße es: Wir müssen das Zeug jetzt einfach alle machen, bevor es noch schlecht wird! Wir drei lehnten die diversen alkoholischen Angebote dankend ab, aber um uns herum wurde vergnüglich weitergeschlürft. Und nicht nur die jüngere Generation, ne, gerade die Älteren waren unwahrscheinlich fit und hatten mit ihren Ciders, Whiskeys und Bieren ihren Spaß.

Wir verbrachten noch unseren halben Tag dort. Sitzend, tanzend, quatschend. Um 15 Uhr brachen wir dann auf, um unsere Sachen zu holen und Godfreys Freund schlug vor, mal an der Tramperstelle vorbeizuschauen. Eine gute Idee, denn das erste Auto war genau nach Rustenburg und wir drei Damen konnten ganz angenehm zu dritt hinten sitzend für 30 Rand zurück nach Hause gefahren werden. Glück Glück Glück.

Um halb 5 standen wir dann auch schon wieder vor heimischen Toren. Müde, aber zufrieden.

Noch jetzt müssen wir manchmal lachen, wenn wir an unseren Trip nach Potch denken. Die Hinfahrt, die Party und die Menschen dort. Irgendwie noch mal von einem anderen Schlag, als die Rustenburger Bevölkerung.

Ja, wir haben es wirklich genossen!

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