Samstag, 3. Oktober 2009

Dorfleben

Was genau bedeutet das eigentlich? In einem Dorf leben? Genauer gesagt, in einem südafrikanischen Dorf? In einem Dorf der North- West- Province, Bojanala Region, Royal Bafokeng Nation nahe Rustenburg? Ist jetzt grad nicht so präsent? Da kann ich auf die Sprünge helfen!

Fangen wir doch einfach bei den Dingen des Alltags an: Küche, Klo, Kaufen.

Küche. Dazu bin ich ja schon in meinem Essensbeitrag einiges losgeworden, aber damit ihr euch die Kochumstände etwas besser vorstellen könnt, hier noch mal einige Worte dazu. Die Küche ist nicht gleichzusetzen mit der Kochstelle. Erstere befindet sich nämlich im Wohnhaus, während Letztere in einem extra Anbau wenige Meter gegenüber liegt. Das bedeutet, dass wir mit den Töpfen, Löffeln, Zutaten und Streichhölzern in einem fort zwischen Küche und Kochstelle hin- und herpendeln und jegliches Nachsalzen zu verhindern suchen. (Ich weiß schon, jeder GanK macht schlanK, aber beim Kochen ist das ewige Rumgerenne manchmal ganz schön nervig!)

Aufmerksame Leser haben natürlich schon den Streichhölzer- Wink verstanden, wir kochen mit Gas, denn das ist Strom sparend. – Sogar im Fernsehen erscheint abendlich die Anzeige der Regierung, man möge doch bitte sparsam mit der Elektrizität umgehen, nicht im Gebrauch seiende elektronische Geräte sowie unnötige Lichter ausschalten. Doch auch wenn wir des Stroms wegen mit Gas kochen, läuft Mamas Radio den ganzen Tag und wir genießen jeden Abend Festtagsbeleuchtung. Paradoxe Mentalität. – Unser Gas kommt allerdings nicht direkt aus der Leitung, sondern wird in Gas- Containern gekauft und an den Herd angeschlossen. Zum Thema Strom und Elektrizität scheint mir noch interessant, dass man diese nicht monatlich per Rechnung bezahlt, sondern in Raten beispielsweise im Post Office erwerben kann. Es heißt dann: Ich muss mal eben etwas Elektrizität kaufen gehen.

Wo ich nun schon das Post Office erwähnt habe, gestatte ich mir noch einen kurzen Exkurs passend dazu. Das Haus in dem ich lebe befindet sich laut Adresse in keiner Straße, denn meine Anschrift besteht aus Name und Zuname, Dorf, Sektion (etwa Viertel), Hausnummer und PO Box. Gerade Letztere ist interessant, denn anstatt eines Briefkastens haben wir nur die PO Box, in der Briefe, Werbung und Päckchen gesammelt werden. Einmal die Woche geht dann meistens einer von uns am Post Office vorbei, um alles einzusammeln.

Klo. Ähnlich wie um die Küchensituation, steht’s auch um Tante Berta, Herzenhausen, Marmorstadt, Dongstation oder welche anderen euphemistischen Spitznamen noch dazu erfunden wurden. Bad ist nicht gleich Toilette, was bedeutet, dass ich mich drinnen im Bad wasche, den ureigensten Trieben jedoch draußen nachgehe. Nein, nicht draußen im Gebüsch. Wir haben im hinteren Teil des Gartens ein kleines Wellblechgebilde, in dem sich zwei getrennte Toilettenräume befinden. Anfangs vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber sobald akzeptiert, hat es doch auch einige Vorteile so an der frischen Luft . Hinzufügen möchte ich außerdem, dass die Toilettenqualität in unserem Hause (bzw. Garten) ziemlich hoch ist, da wir die normale Keramikvorrichtung mit Brille etc. haben – als ich mich vor 2 Wochen bei einer Bekannten umsah, war die Toilette einfach nur ein Loch in einem Steinquader. Natürlich gibt es aber auch hier hausinterne Toiletten, die von mir beschriebene Variante ist allerdings die Normalität.

Kaufen oder Wie was wo zu erhalten ist. Es gibt in diesen „rural areas“ nämlich hauptsächlich folgende drei verschiedene Einkaufsmöglichkeiten:

Erstens den „tack shop“ – Meist ein kleines Wellblechhäuschen im Vorgarten zur Straße raus, in dem man meistens Airtime (Handyguthaben), Koldrinki und Sweets, manchmal auch noch Borotho, Namune (Orangen) und Tamati kaufen kann.

Zweitens den „shopong“ – Ein mehr oder weniger großer Laden mit den wichtigsten Dingen wie Brot, Milch, Obst und Gemüse, Kaffee, Tee, Klopapier, Reis, Maismehl, Dosenware, Zeitung, … Einige dieser „shopongs“ werden von Chinesen betrieben, wie auch immer die hier gelandet sein mögen. Wichtiger Dreh- und Angelpunkt in Luka ist >Bobos Shop<, in dem man die breiteste Auswahl an Speis und Trank, außerdem ein kleines Internet- Café und eine Spielhalle hat. Die lukanische Jugend (wenn auch hauptsächlich die Jungen) treffen sich hier gerne abends um zu Kickern und Abzuhängen.

Drittens der „Butcher“ – Oft in Verbindung mit einer Taverne und Braaistelle. Zum Butcher gehen wir dann, wenn wir Rindfleisch brauchen oder gegrillt werden soll. Da es hier keinen „Liquor Store“ gibt, wird auch das Bier meist beim Butcher, bzw. in der Taverne gekauft.

Alles Weitere wie Supermarkt und Bekleidungsgeschäfte gibt es dann erst wieder in Rustenburg, etwa 30 Minuten mit dem „Taxi“ von Luka aus entfernt.

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